Frau Kraushaar

“Le Salon Is Very Morbidä“

Es ist schier unmöglich, alle Aktivitäten und Kooperationen von Frau Kraushaar, Wahlhamburgerin mit deutsch-tunesischen Wurzeln, aufzulisten, deshalb hier nur auszugsweise: Erste Gehversuche mit der Punkband „Die Schönen Menschen“, später gemeinsame Auftritte mit DJ Patex, Namosh, Jim Avignon, Felix Kubin, Jacques Palminger und Nova Huta, häufige DJ-Abende und Konzerte im Ausland auf Einladung des Goethe-Instituts, zurzeit studiert sie an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste. Frau Kraushaar singt finnisch, deutsch, englisch und in Fantasiesprachen, musikalisch ist sie am ehesten mit Elektropop á la Stereo Total, DAT Politics und Chicks on Speed vergleichbar. Sie singt/miaut schmerzfrei über „Cats on Crack“, scheut sich nicht vor Songtiteln wie „Politiki Dummes Ficki“, in „Romy“ drücken die gebrochen-gestammelten Worte „da gibt es, da gab es einen Mann…“ die ganze Tragik frischen Liebeskummers aus, „Wellnesspunktde“ ist aus der Perspektive einer einsamen Nervensäge geschrieben, neben der schon in der Schule niemand sitzen wollte. Bei Frau Kraushaar darf aber auch einfach nur getanzt werden: bei Tracks wie „Logan?s Run“ oder „Popopaits“ grooven die Maschinen, dass es eine wahre Freude ist. „Le Salon Is Very Morbidä“ changiert zwischen naivem Kinderhörspiel-Style und ambitionierter Avantgarde und gehört mit Sicherheit zu den interessantesten Veröffentlichungen dieses Frühjahrs.

CD, 2009, 15 Tracks, Label: Labelship

Christina Mohr

17.06.2009