Räuberhöhle
“Deep In The Forest“
Räuberhöhle, das Projekt der 35-jährigen Berliner Ex-Hardcore-Musikerin Krawalla ist ein Multimedia-Ereignis, das man gesehen haben muss – hören allein reicht nicht aus. Seit 2003 tritt Krawalla/Räuberhöhle mit ihrem Electroclash-Punk-Pop-Puppentheater auf, im Zentrum stehen das Krawallmädchen (Krawalla in Mini-Manga-Version) und ein Bär, die dem Publikum mit treuherzigen Gesten erklären, wie man Popstar wird. Was auf den ersten Blick wirkt wie die durchgeknallten Fantasien eines in die Jahre gekommenen Hello Kitty-Fans, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Herzblutperformance einer leidenschaftlichen Feministin und Antirassistin – Krawallas Konzept geht auf, trat sie doch schon erfolgreich in Japan, Amerika und Neuseeland auf. Ihr aktuelles Album „Deep in the Forest“ spielt musikalisch und inhaltlich mit Widersprüchen und Klischees. Das niedliche Krawalla-Coverpüppchen appelliert an Beschützerinstinkte (geh‘ nicht alleine in den Wald!), doch man sollte sich nicht irreführen lassen: Heavy Metal, Disco, Indie- und Elektropop, japanisch anmutende Samples und -zig undefinierbare Geräusche und Gerätschaften ergeben einen hörspielähnlichen Mix, der atemlos macht und von großer Unerschrockenheit der Urheberin zeugt. Krawalla singt den Titeltrack mit Thomas Lang (Robocop Kraus) im Duett, Thimo Küsel und Nico Friedrich (Ex-Raketenjungs) sind bei „I Stay“ zu hören, Textzeilen wie „Shake your anus / and dance for venus“ gehen als liebevolle Hommage an die B-52’s durch. „Deep in the Forest“ klingt wie der Inhalt eines aus dem Fenster gekippten Mädchenzimmers – eines ganz besonderen Mädchens allerdings.
CD, 2009, 13 Tracks, Label: Megapeng Records
Christina Mohr17.05.2009