Bif Naked

“The Promise“

„YOU MAKE ME SICK, SICK, SICK!!“ – nach bester Hardcore-Manier brüllt sich Beth Torbert alias Bif Naked den Zorn über einen nichtsnutzigen Lover aus dem Leib. Doch „Sick“ ist das mit Abstand härteste Stück auf „The Promise“, dem Quasi-Comebackalbum der 37-jährigen Kanadierin: im vergangenen Jahr bekam sie – ausgerechnet nach ihrer Hochzeit – die niederschmetternde Diagnose Brustkrebs gestellt. Die von Kopf bis Fuß tätowierte Hardrockerin mit Hang zum ausschweifenden Rock’n’Roll-Lifestyle sah sich auf elementarste Dinge zurückgeworfen. Sie schwor sich und ihren Fans, nicht aufzugeben: Ihr Überlebenswille siegte und nach einer heftigen Chemotherapie ist Bif Naked nun mit neuem Album und ungebrochener Energie zurück. Diese Energie ist vor allem in ihrer reibeisenrauen, voluminösen Stimme spürbar, die unfassbar wütend und unendlich gelangweilt zugleich klingen kann. Eigentlich wäre Bif Naked allein durch ihre Stimme das perfekte Punk-Riot-Grrrl, ihr Herz hängt aber an Hardrock und neuerdings Nu Metal, wie man auf „The Promise“ deutlich hört: melodische, nachdenkliche Midtempo-Balladen im Stile Avril Lavignes („Blue Jay“, „You`ll Never Know“) wechseln sich mit rockigen Stücken ab, die an Blink 182 erinnern („Red Flag“, „Ciao Bella“). Am besten, lustigsten und überzeugendsten ist die in Indien geborene Bif aber immer dann, wenn sie sich als kompromiss- und gewissenlose Rock-Femme fatale gebärdet: in „Honeybee“ knurrt sie, „There’s a murder in my kitchen / I hit him hard / I hit him fast / I watched him die“, in „Fuck You 2“ schickt sie zu zuckersüßen Gitarrenklängen ihren untreuen Gefährten zum Teufel. Hardrock ist ohnehin dann am besten, wenn er sich selbst nicht so ernst nimmt, das sollte Bif Naked beim nächsten Album berücksichtigen.

CD, 2009, 13 Tracks, Label: International Arts Music

Christina Mohr

11.05.2009