Oumou Sangaré
“Seya“
Malis Queen of Music ist zurück, mit einem der bemerkenswertesten Alben der letzten Zeit aus Westafrika! Typische Rhythmen und (u.a.) traditionelle Instrumente verschmelzen zu einem manchmal meditativen, aber immer temperamentvollen Klangwerk in wechselnden Tempi. Die eingängige Mischung aus klassichen Rock-Instrumenten (Schlagzeug, Bass etc.) und Tradition klingt kein bisschen nach am globalen Markt orientiertem Ethnokitsch. Oumou und die fast 50 (!) Musiker, die an „Seya“ mitgewirkt haben, scheinen jeden Song direkt an die Fans in Mali zu richten. Und genau deshalb nimmt man es der selbstbewussten Künstlerin auch ab, wenn sie in ihren Songs die alten, schädlichen Konventionen im Land anprangert. Ihre Themen sind allen voran die Frauenrechte, dann Zwangsheirat, Polygamie, familiäre Zwänge, Mobbing. In anderen Songs drückt die Malierin ihre Ehrfurcht aus, z.B. vor der Griot-Frau Djekani Djeli oder Halimoudi Sherif, der sich für die Armen Nigerias engagiert. Nach Griot-Tradition besingt Oumou die Menschen der Stadt, in der sie sich zu Hause fühlt: ihren Schneider, die koketten Mädchen mit ihren glitzernden „Keuschheitsgürteln“ um die Hüften, und sogar sich selbst. Die Musikerin, die übrigens auch ein Hotel und eine Auto-Importfirma besitzt, gehört zweifellos zu den interessanten Persönlichkeiten der afrikanischen Musikwelt. Sie schreibt ihre Songs selbst und steht für Qualität: Jeder Ton sitzt bei dem abwechslungsreichen Album mit Songs in verschiedenen Sprachen, wechselnder Besetzung und einer unglaublichen rhythmischen Vielfalt. Besonders reizvoll sind die ersten Takte der 11 Tracks. Die meisten beginnen mit einem Teppich aus tiefen Backgroundvocals, auf dem Oumous markante Stimme dann aus der Höhe einsteigt, um eine „Klangtreppe“ zu den tiefen Noten herunterzuklettern – bis sie im Song angekommen ist. Ein grandioses Album!
CD, 2009, 11 Tracks, Label: World Circ
Angelika Calmez13.04.2009