Miss Kittin & The Hacker
“Two“
Mit einem harten Peitschenknall beginnt „The Womb“, Opener des neuen Miss Kittin & The Hacker-Albums „Two“. Zu kühlen Elektrobeats haucht Caroline Hervé alias Kittin ihre Lyrics, die glatt zum feministischen Manifest taugen: „I’m climbing the social ladder on my own / so watch out, here I come / I am not a silent woman.“ Dass der Track eher spielerisch als kämpferisch wirkt, dafür sorgt Miss Kittins helle, immer ein bißchen verschnupft klingende Stimme – laut ist sie vielmehr an den Geräten, das weiß jede/r, der schon mal einem Miss Kittin-DJ-Set beiwohnen durfte. Mit ihrem kongenialen Partner Michel Amato a.k.a. The Hacker arbeitet und deejayt sie seit den frühen Neunzigern zusammen, die beiden gelten als Mitbegründer des Elektroclash und verhalfen der französischen Techno- und DJ-Szene zu neuer Glorie. Auf „Two“ ziehen Kittin & Hacker erneut alle Register: Die Bandbreite reicht vom sphärischen Elektropop mit Jean Michel Jarre-Zitaten („1000 Dreams“, „Emotional Interlude“) über geloopte Dancebeats auf der Single „PPPO“ bis zur ironisch verpackten Lifestyle-Kritik von „Ray Ban“. Höhepunkte dieses ohnehin tollen Albums, das keineswegs nur im Club funktioniert, sind die cheesy Coverversion von Elvis‘ Klassiker „Suspicious Minds“, der auf Blondies „Heart of Glass“-Bass-Tickern aufbauende, ausufernde Schlüsseltrack „Party in My Head“ und das technoide EBM-Monster „Indulgence“: zu harten Beats buchstabiert Miss Kittin, was sie vom Leben will („I-N-D-U-L-G-E-N-C-E“). Kittin und Hacker navigieren kühn und stilsicher durch alle nur denkbaren elektronischen Spielarten, wobei immer ihr augenzwinkernder Humor durchblitzt: eine Eigenschaft, die andere Elektro-Artists oft vermissen lassen.
CD, 2009, 11 Tracks, Label: Nobody's B
Christina Mohr27.03.2009