Heidi Happy

“Flowers, Birds and Home“

Welches Teufelchen wohl die Luzerner Songwriterin Priska Zemp geritten hat und ihr einflüsterte, sie solle sich für den ziemlich albernen Künstlernamen Heidi Happy entscheiden? Man weiß es nicht. Auf keinen Fall aber sollte man sich von Heidi Happys Namen abschrecken lassen, denn ihre Musik ist wunderschön. Vor zwei Jahren erschien ihr erstes Album „Back Together“, das leider wenig Aufmerksamkeit erhielt: schon damals konzentrierte sich alle Welt auf ihre Landsmännin Sophie Hunger. Jetzt könnte es sogar sein, dass Frau Hungers Popularität auf Heidi Happy abfärbt und die Schweiz mit einem Mal als Pop-Talentschmiede gilt. Heidi Happy und ihre siebenköpfige Band hätten den Erfolg auf jeden Fall verdient: stilsicher, virtuos und ideenreich werden Jazz, Swing, Folk und Pop kombiniert, dabei kommen ungewöhnliche Instrumente wie Kesselpauken, Vibraphon, Glockenspiel und Altflöten zum Einsatz. Heidis Stimme erinnert manchmal an Leslie Feist, zart, hell und ein bisshen kratzig, gefühlvoll und mit Tiefgang. Vergleiche mit Norah Jones und Joanna Newsom werden oft bemüht, unverständlich sind beide: Heidi Happy steht weder für den dahinplätschernden Softjazz von Jones und noch weniger für den ungreifbaren Psychedelicfolk der entrückten Ms. Newsom. Schlichte Balladen wie „Home“ oder „Push the Door“ und das violinuntermalte Chanson „Why“ gelingen der 28-jährigen Heidi genauso gut wie lebhaft swingende Popsongs („Hush“, „Fool“) und anspruchsvolle Kunstlieder wie „You and Your Moods“. Happys Texte sind voll trockenem Humor, zuweilen bitter und melancholisch, immer lebensnah. Priska Zemp/Heidi Happy ist eine ungemein vielseitige Künstlerin, von der man noch einiges erwarten kann – und selbst, wenn „Flowers, Birds and Home“ ihre einzige und letzte Veröffentlichung wäre, hätte sie damit ein mehr als beeindruckendes Werk geschaffen.

CD, 2009, 18 Tracks, Label: Little Jig

Christina Mohr

12.03.2009