Marianne Faithfull
“Easy Come Easy Go“
Marianne Faithfulls 22. Album wirbt mit dem Slogan „10 Songs for Music Lovers“ – tatsächlich kommt „Easy Come Easy Go“ edel, beinah gediegen daher. Die Songauswahl (wie schon auf „Before the Poison“ befinden sich ausschließlich Coverversionen auf der Platte) ist exquisit, die Gastmusiker und -sängerInnen ebenso: wenn Marianne Faithfull einlädt, lässt sich niemand lange bitten, die Liste umfasst Nick Cave, Chan Marshall alias Cat Power, Sean Lennon, Rufus Wainwright, Antony, Jarvis Cocker und last but not least ihren alten Freund Keith Richards. Produziert wurde „Easy Come Easy Go“ von Hal Willner, der bereits für frühere Alben Faithfulls wie „Strange Weather“ verantwortlich zeichnete. Faithfull, die mit unvergleichlichem Fatalismus unlängst in einem Interview zu Protokoll gab, sie wisse durchaus, dass viele Menschen sie aus Sensationslust gern als „Leiche in einer Bahnhofstoilette, mit der Spritze im Arm“ sähen, beweist mit „Easy Come Easy Go“ erneut ihren Ausnahmestatus im Popgeschäft: zur Diva gereift, nonchalant und lässig, veredelt sie Songs von Merle Haggard („Sing Me Back Home“), Dolly Parton („Down From Dover“) oder Brian Eno („How Many Worlds“) mit ihrem zigarettengeschwängerten Timbre, brüchig und spröde, aber stets elegant und voller Lebenslust. Getragene Balladen dominieren auf „Easy Come Easy Go“, aber Marianne Faithfull kann auch rocken: ihre Versionen von „Salvation“, im Original vom Black Rebel Motorcycle Club oder „Crane Wife 3“ (The Decemberists) zeigen eine Künstlerin, für die eine Kategorie wie „Alter“ nicht existiert.
Man sollte unbedingt zur Deluxe-Version von „Easy Come Easy Go“ greifen: auf der beigelegten Bonus-CD befinden sich acht zusätzliche Songs.
CD, 2008, 10 Tracks, Label: Naive
Christina Mohr01.12.2008