Madison Violet

“Caravan“

Countrymusikerinnen haben hierzulande nicht denselben Stellenwert wie in den USA und Kanada – klar, man kennt die Dixie Chicks, Tegan & Sara und Shania Twain, aber das war’s meistens schon. Vielleicht liegt es daran, dass sich im geographisch eingeschränkten Deutschland nur ausgesprochene Globetrotter mit typischen Countrysujets wie Beschreibungen des großen, weiten Lands und dem „On-the-Road“-sein identifizieren können.
Auch die kanadischen Singer-/Songwriterinnen Brenley MacEachern (Gitarre, Gesang) und Lisa MacIsaac (Gesang, Violine, Gitarre) reisen gern. Ihr neues Album „Caravan“ entstand während eines gemeinsamen Aufenthalts am Byron Bay, dem östlichsten Küstenzipfel Australiens. Zwei Jahre lang lebten die beiden in ihrem Wohnwagen namens „Greta“, ließen sich vom Rauschen des Pazifiks und dem Zwitschern exotischer Vögel inspirieren und arbeiteten in dieser paradiesischen Umgebung an ihren Songs. Das Ergebnis sind zehn teils beschwingte, teils nachdenklich-melancholische Stücke, die das Beste aus den Welten Alternative Country, Folk und Pop vereinen und dem Genre „Female Country“ auch in Europa zu größerer Beliebtheit verhelfen können. Wollte man Madison Violet mit anderen Künstlerinnen vergleichen, würde man am ehesten die Indigo Girls und Sophie Zelmani heranziehen, aber MacEachern und MacIsaac gelingt es, aus vielen Ingredienzien einen ganz eigenen Stil zu kreieren. „I am an Only“ und „Way Past the Hour“ sind radiotauglich wie Hits von den Corrs, mit „I’m Your Lady“ haben Madison Violet ein sprödes Stück im Gepäck, das schonungslos von einer zerbrechenden Beziehung erzählt und der Schlußtrack „Never Saw the Ending“ klingt mit seinem wilden Gefiedel so ungestüm und übermütig wie ein irisches Volkslied. Der harmonische Duettgesang der beiden hält die verschiedenen Elemente mühelos zusammen, dazu kommt ihr untrügliches Gespür für eingängige Kompositionen, die Produzent John Reynolds (U2, Sinead O’Connor) in stimmige Arrangements verpackte.

CD, 2008, 10 Tracks, Label: India

Christina Mohr

15.09.2008