Amanda Rogers
“Heartwood“
„I’m Awake, I’m Awake, I’m Awake“ singt Amanda Rogers mit heller, klarer
Stimme auf dem Titeltrack ihres neuen Albums „Heartwood“ und tatsächlich
klingt Miss Rogers lebendiger und energiegeladener, ja, wacher als auf
früheren Veröffentlichungen. Die Multiinstrumentalistin aus Syracuse/New
York hat ihre Schüchternheit abgelegt, versteckt sich nicht mehr hinter
langem Haar und ihrem Klavier, sondern haut für ihre Verhältnisse
regelrecht auf die Pauke, zum Beispiel bei „Hibernating“, einem
fröhlichen Schunkelsong, den man sich gut als musikalische Untermalung
eines Rummelplatzbesuchs vorstellen kann. „Cabin Music“ und „This
Beauty“ sind von treibenden Pianoparts und träumerischen Geigen
untermalte Powerballaden, die hörbar in Richtung Pop deuten. Der Titel
„Ella faints“ ist ein Wortspiel und offenbart Amandas humoristische
Ader: im Text geht es um eine ohnmächtig gewordene Elefantendame. Die
Arrangements auf „Heartwood“ sind abwechslungsreicher, aussagekräftiger
geworden, bieten sogar Raum für Soul- und Jazzelemente, die dem fragilen
Folkpop Rogers‘ sehr gut bekommen. Ihre nachdenklich-melancholische
Seite zeigt Amanda Rogers zuweilen dennoch: „Ghost of You“, „Trembling
Hands“ und „Fate’s Northern Shore“ klingen zerbrechlich und doch
kraftvoll, hier offenbart die Singer-/Songwriterin ihre musikalischen
Wurzeln, die im Folk und Blues der sechziger und siebziger Jahre liegen.
Der Schlußtrack „Lullaby“ ist ein sanftes, liebevolles Gute-Nacht-Lied
für ihre Fans, ein kurzes Songfragment, das gewiss künftige
Liveauftritte beenden wird.
„Heartwood“ ist ein reifes, rundes Album: Aus dem wunderlichen Mädchen,
das einst aus selbsttherapeutischen Zwecken im Vorprogramm von
Hardcore-Punkbands spielte, ist eine selbstbewußte Musikerin geworden,
die in Tori Amos‘ Fußstapfen treten will.
CD, 2008, 12 Tracks, Label: Expect Candy
Christina Mohr25.08.2008