Laura Marling
“Alas I Cannot Swim“
Der moderne Alltag lässt uns nicht viel Zeit zum Reflektieren und Träumen. Oft kommt man abends nach Hause und stellt fest, dass man es einfach nicht mehr schafft, sich auf ein gutes Buch zu konzentrieren oder ein Album zu hören. Nicht so schlimm, sagt man sich dann vielleicht, weil man die aktuellen Lieblingstracks ja auf dem Weg zur Arbeit und zurück oder beim Sport über den Player gehört hat. Sozusagen den Soundtrack zum Leben dabei hatte. Manchmal braucht man aber nicht nur Begleitmusik, manchmal braucht man Musik, die einen berührt, einem eine Geschichte erzählt, die so etwas wie das, was man gerade fühlt, in Melodie und Worte kleidet. Dann braucht man Folk. Und Laura Marlings Album „Alas I Cannot Swim“ ist Folk für heute vorgetragen von einer jungen selbstbewussten Künstlerin, die zugibt, nicht alle Antworten zu kennen. Nein, ich werde sie nicht auch mit Sandy Denny vergleichen. Die ist unvergleichlich. Aber ich will von einem neuen Album erzählen, das mich berührt hat. Von Ohrwürmern wie „ghosts“, die man plötzlich im Bus vor sich hinsummt und von Liedern wie „you’re no god“ wegen denen man zum Telefon greift, alte Freunde anruft, nur um zu fragen, wie es ihnen geht. Laura Marling überzeugt durch ihre überraschend unverbindliche, distanzierte Stimme und die durchdachten Arrangements ihrer Songs, die mehrschichtig, aber doch eingängig sind. Neben klassischen Folksongs mit Gitarrenbegleitung wie „ghosts“ und „old stone“ finden sich überzeugende ausgeklügelte Arrangements mit Streichern wie „tap at my window“, „failure“ und „cross your fingers“ und auch verspielte Lieder mit leisem Läuten („you’re no god“). Mit „night terror“ gelingt Marling eine schöne dunkle Ballade. Der Titeltrack „alas I cannot swim“ findet sich versteckt hinter „your only doll“ und führt dieses gelungene Debüt zu einem überzeugenden Abschluss. Ein wirklich schönes Folkalbum also, das man ruhig schon vor dem Herbst hören kann, weil es im Grunde zutiefst optimistisch ist.
CD, 2008, 12 Tracks, www.lauramarling.com, Label: EMI
Nadine Hartung24.06.2008