Barbara Buchholz, Lydia Kavina, Kammerensemble Neue Musik Berlin
“Touch! Don’t Touch – Music For Theremin“
Wie viele Menschen kennen ein Theremin? Es ist ein Musikinstrument, und fast jeder hat es schon einmal gehört. Man hört es in Good Vibrations der Beach Boys oder im Sound Track von Mars Attacks. Der Versuch einer Erklärung: Der erste Synthesizer, der von Léon Theremin erfunden wurde, lässt seine Spannungsfelder durch den Abstand der Hände steuern. Eine Hand bestimmt die Tonhöhe, die andere die Lautstärke und Intensität. Man möge mir nachsehen, wenn die Erklärung nicht ausreichend erscheint, Physik war immer meine Schwachstelle. Barbara Buchholz entdeckte das schon fast vergessene Elektronikfossil vor einigen Jahren für sich und studierte Theremin bei Theremins Großnichte Lydia Kavina. Beide Frauen tun sich für diese CD für Welturaufführungen von Kompositionen für Kammerensemble und zwei Theremine zusammen. Die elektronischen Instrumente klingen nicht von dieser Welt, sie jauchzen, säuseln, quietschen und brummeln, und das bewundernswert und unerreicht synchron. Zeitgenössische Komponisten wie Olga Bochihina (*1980), Caspar Johannes Walter, Nicolaus Richter de Vroe, Michael Hirsch, Juliane Klein, Vladimir Nikolaev, Moritz Eggert und Iraida Yusupova schrieben Neutönerisches für Geige, Cello, Klavier und Schlagzeug plus zwei Theremine. Die Klangkombinationen sind unendlich, spannend klingen vor allem die Stücke, die die Klänge in die Subbässe absinken lassen, während die anderen Instrumente perkussive Akzente setzen. Kavina und Buchholz heben mit dieser CD das Theremin wieder in den Zirkel der „ernsthaften“ Instrumente. Viele Scharlatane haben sich das Instrument „angeeignet“ (heulen und zufällige Sounds produzieren wäre hier richtiger), doch hier findet das Theremin einen ernsthaften Einsatz. Zu zeitgenössischen Kompositionen habe ich ein gespaltenes Verhältnis allerdings würde ich gerne (was auch mit der Optik des Thereminspielens zu tun hat, die die „Bespieler“ wie Magier aussehen lässt) ein Konzert mit Barbara Buchholz und Lydia Kavina sehen.
CD, 2006, 8 Tracks, www.barbarabuchholz.com, Label: Wergo
Angela Ballhorn11.01.2007