Lydie Auvray
“Regards“
Das Cover des neuen Albums „Regards“ zeigt Lydie Auvray in unbestimmte Richtung blickend; im Hintergrund Bahnhofsuhren. Aufbruch oder Ankunft? Die Frage ist schnell beantwortet. Schon die ersten Akkorde zeigen: Dies ist kein Aufbruch zu Neuem. Vielleicht zeigen deswegen auch die Uhren alle die gleiche Uhrzeit. Aber stehen geblieben sind sie wohl kaum. Zwar werden diejenigen enttäuscht sein, die hofften, Auvray mache sich auf zu musikalischen Experimenten, diejenigen aber, die Auvray so mögen, wie man sie kennt, werden dieses Album lieben.
Wer Auvrays Akkordeonkompositionen noch nicht kennt, sei vorgewarnt: Auvray macht süchtig. Für nahezu alle Stimmungslagen ist etwas dabei, ob fröhlich-ausgelassen, melancholisch oder leidenschaftlich. Vorherrschend ist jedoch gute Laune. Wer sie nicht hat, bekommt sie sicher beim Hören dieser musikalischen „Grüße“.
Französisch übersetzt bedeutet Regards hingegen „Anblicke“ und „Betrachtungen“. Auch diese Übersetzung passt. Faszinierend immer wieder, wie Auvray diesem Instrument, so wundervolle Musik entlockt, wo doch so viele von uns das Akkordeon mit älteren Herren, Volksmusik und einfachen Melodien assoziieren. Betrachtungen mit dem Akkordeon – weltumspannend, musikalische Anblicke vom französischen Chanson, südamerikanischen Tango, von gecoverten Popsongs bis hin zu karibischen Klängen. Auvray und ihre hervorragenden Musiker haben es wieder einmal geschafft: Ein Ohrenschmaus.
CD, 2006, 14 Tracks, Label: Westpark (Indigo)
Judith Jacobi-Harnisch04.10.2006