Virgínia Rodrigues
“Mares Profundos“
Von „dieser himmlischen Stimme, die die Grenze zwischen ernster und populärer Musik verwischt“, war Caetano Veloso zu Tränen gerührt, als er Virgínia Rodrigues Mitte der 90er Jahre in einem Theater in Salvador da Bahia hörte. Er lud sie ein, in seinem Vorprogramm zu singen und unterstützte sie bei den Aufnahmen zu ihrem Debütalbum „Sol Negro“, einer Mischung aus bahianischen, portugiesischen und afrikanischen Einflüssen, Samba-Rhythmen und viel Spiritualität. Das Album wurde international gefeiert, und fortan galt die schwarze Sängerin als die „neue Diva der brasilianischen Musik“.Die 1964 geborene Virgínia Rodrigues wuchs in den Slums auf. Im Kirchenchor fiel sie mit ihrer außergewöhnlichen Altstimme auf, nahm Gesangsunterricht und arbeitete hart an ihrer Ausbildung. Sie ist stolz auf ihre afro-bahianischen und afrikanischen Wurzeln und setzt sich aktiv gegen den Rassismus ein, der der schwarzen Bevölkerung Brasiliens entgegengebracht wird. „Ich singe für Menschen afrikanischer Abstammung“, sagte sie einmal in einem Interview. „Ich singe für die Orixás, die Götter der Candomblé-Religion, für Erde, Wasser und Luft, für mich selbst und für uns.“ Nachdem Virgínia Rodrigues sich für ihr zweites Album „Nós“ für ein reines Axé-Repertoire entschieden hatte, präsentiert sie auf „Mares Profundos“ nun einen klassischen Liederzyklus von zeremoniellen Afro-Sambas, , mal pompös-opernhaft mit Chor und Streichern, mal perkussiv-schlicht arrangiert. Den Kompositionen der brasilianischen Legenden Vinícius de Moraes und Baden Powell aus den 60er Jahren haucht sie mit ihrem wehmütigen kammermusikalischen Timbre neues Leben ein.
CD, 2004, 12 Tracks, Label: edge music / Deutsche Grammophon
Irene Hummel20.04.2004