Katie Kern

“Still Young / Pick-A-Blues“

Zwei CDs einer österreichischen Musikerin, die sich dem Blues verschrieben hat. „Gitarristinnen sind den Männern unheimlich“ sagt Katie Kern. Gitarren seinen für Frauen unzüchtige Instrumente, so hat sie das erfahren. Als Teenager fällt dem „Country Girl aus der Steiermark“ die Platte „Crossroads“ von Robbie Johnson in die Hände. Die Haltung „wir sind arm, wir sind schwarz, wir leiden“ gefällt ihr. Sie, die mit Schubertliedern ihre musikalischen Gehversuche gemacht hat, verschreibt sich dem Blues. Sie probiert, beginnt mit Eric Clapton und Bob Dylan bis im Jahr 2001 der musiklaische Groschen fällt. Da sieht die heute 30jährige den Bluesmusiker Albert Lee. Ab da heißt es dann Blues, Blues und noch mal Blues, vielleicht ab und zu mal ein Jazzlick. Sie spielt auf ihrer von Albert Lee signierten Gitarre und singt. Und kämpft mit dem fehlenden Role Modell. „Männer lassen Frauen singen, aber erst spielen sie drei Stücke alleine.“ Auf „Still Young“ findet sich eine Sammlung von drei Eigenkompositionen und Stücken von Blind Blake, Carl Perkins, Willie Nelson, Bobby Troup, Johnny Cash und Scrapper Blackwell, also den Perlen des Blues und Country. Kerns Approach zu Blues und Country ist authentisch, ihr Gitarrenspiel absolut dem Idiom verschrieben, und auch ihre Stimme, die ein bisschen an Bonnie Riatt erinnert, passt zur Musik. “Pick-A-Blues“ ist ein Konzertmitschnitt mit der Band des Trompeters, Klarinettisten, Gitarristen und Mundharmonikaspielers Oscar Klein. In den 14 Stücken spürt man die Live-Atmosphäre deutlich. Viel Interaktion innerhalb der Band und Publikumsreaktionen geben der CD eine ganz besondere Note. Die Aufnahmequalität ist gut, die Band mit Kern, Klein, Chris Nemet (p), Jan Jankeje (b) und Heini Altbart (dr) gut besetzt. Jeder Musiker ist darüber hinaus ein exzellenter Solist. Von diesem Konzert gibt es auch eine DVD, die mit sehr viel Liebe zusammengestellt wurde. Auch die kurzen Interviews mit den einzelnen Musikern sind abwechslungsreich und unterhaltsam. Leider hat der Raum, in dem das Konzert stattfindet, nicht echt Konzertsaal-Flair, es könnten auch ein paar mehr Zuschauer sein. Auch kameratechnisch hätte die CD meines Erachtens etwas besser sein können. Zu oft laufen sich die Kameraleute gegenseitig ins Bild. Wer einen authentischen Konzertmitschnitt haben möchte, ist jedoch bei Pick-A-Blues genau richtig.

CD, 2003/ 2004, 14 Tracks, Label: Jazzpoint

Angela Ballhorn

18.05.2004