MeShell NdegeOcello
“Cookie: The Anthropological Mixtape“
Expect the unexpected, kann man bei Meshell NdegeOcello als Motto vermuten. Bei Meshell weiß man nie so recht, was einen bei einem neuen Album erwartet. Waren die ersten beiden noch Funk-Knaller mit beissenden Texten, war Bitter eine ruhige, mit den Streicherklängen schon fast melancholische Platte und die vermutlich verkannteste Singer-Songwriter-Scheibe der letzten Jahre. Cookie: The Anthropological Mixtape geht wieder auf den härteren Kurs. Knallende Drums kombiniert mit fiesen Basslicks und unverkennbaren Synthesizer-Fills der Multiinstrumentalistin, darüber der ebenfalls unverkennbare Sprechgesang mit politischen Texten. Diesmal hat sich Meshell nicht nur auf die eigenen Qualitäten als Songschreiberin verlassen, sondern aus dem großen Fundus der „Anthology Of Negro Poets“ geschöpft. Die ausgewählten Texte sind oft beissend, aber immer versöhnlich in der Stimmung. Mit an der durchlaufenden Stimmung der CD sind auch die musikalischen Mitstreiter von Meshell NdegeOcello. Von den früheren Besetzungen ist nur der Drummer Gene Lake übriggeblieben. Cato, Gitarrist und Produzent hat deutlich seine Handschrift hinterlassen, Sängerin Lalah Hathaway prägt durch ihre Vocal Arrangements die Klangfarbe der Aufnahmen und Gäste wie Marcus Miller oder die Remixes von Redman und Missy Elliott machen die CD musikalisch noch reicher. Vielleicht ist die CD anfangs etwas schwer zugänglich, aber sie gewinnt bei mehrmaligen Hören immer mehr, auch wenn man keinen wert auf die intelligenten Texte legen sollte. Die Leute, die die lange Schaffenspausen von Meshell bemängeln: Wenn nach Wartezeiten von über drei Jahren solche CDs herauskommen, dann warte ich gerne. Übrigens Ende November / Anfang Dezember live in Deutschland zu erleben!!
CD, 2002, 16 tracks, Label: Maverick / Warner
Angela Ballhorn04.11.2002