Dona Rosa
“histórias da rua“
Die blinde Fado-Sängerin Dona Rosa leitet ihre CD mit einem Solostück ein, das einzig von ihrer Triangel untermalt wird. Fado, das ist ein volkstümlicher, schwermütiger Liedgesang aus Portugal, der besonders in den Städten gesungen und getanzt wird. Da Dona Rosa blind ist und den größten Teil ihres Lebens auf der Straße verbracht hat, führt sie die alte Tradition der blinden Sänger und Geschichtenerzähler Portugals fort. Die sparsame Begleitung ihrer klaren, an manchen Stellen rauhen Alt-Stimme besteht einzig aus dem Akkordeonisten Ricardo Dies und in zwei Stücken der CD aus dem Bulgarischen Frauenchor Angelite. Ihre Melodien sind wie Wasserkaskaden, hohe Töne mischen sich mit weichen, tiefe mit rauhen Klängen. Die Musik wurde in einer Kirche aufgenommen und erhält dadurch einen getragenen, vergeistigten Character. Die Stimmung in den Liedern ist klagend, schwermütig und sehnsuchtsvoll, erhalten sich aber durch die Verzierungen in Dona Rosas Gesang einen Hauch von Freiheit und Leichtigkeit. Dona Rosa, deren voller Name Rosa Francelina Dias Martins lautet, erzählt in ihren Liedern – natürlich auf portugiesisch – Geschichten von Menschen, die sich begegnen, sich verlassen fühlen oder fern von der Heimat sind. Am Ende des Albums folgt ihr das Aufnahmeteam auf die Straße – dahin zurück, wo sie herkommt. Zum Nebenbeihören finde ich diese Musik eigentlich zu schade, da bekommt ihr nur die Hälfte mit. Wenn ihr euch darauf einlassen wollt, schließt die Augen, vergeßt, daß ihr sehen könnt und versucht mit den Ohren zwischen den Zeilen zu „lesen“.
CD, 10 Tracks, Label: JARO
Antje Köhn06.09.2001