Judi Silvano
“Songs I wrote or I wish I did“
Diese Sängerin muß ich ganz ehrlich sagen hat mir schon mehr als ein Konzert verhagelt. Sie ist die Frau des einzigartigen Tenorsaxophonisten Joe Lovano (und hat aus ihrem Nachnamen Silverman und seinem Nachnamen Silvano zusammengebastelt), und da Liebe nicht nur blind, sondern auch taub macht, durfte sie in seinen Bands mitwirken. Im Satz habe ich mir das noch gefallen lassen, da hat sie die schwierigsten Passagen blitzsauber gesungen, aber daß sie auch in jedem Stück improvisieren durfte (und meiner Meinung nach nicht richtig überzeugend), hat mich immer die Zähne zusammen beißen lassen. Mit entsprechendem Argwohn habe ich diese CD in die Hand genommen, schon den Titel „Songs I Wrote Or Wish I Did“ fand ich reichlich überheblich. Sechs Titel stammen aus Silvanos Feder, die restlichen sechs Stücke sind aus dem Great American Song Book. Mit den entsprechenden Vorbehalten wanderte die CD dann in meinen Player, und sie war nicht ganz so schlimm wie befürchtet, da sich Judi Silvano fast durchgehend als Sängerin im herkömmlichen Sinne präsentiert. Sie stellt sowohl Standards als auch eigene Stücke sehr schlicht vor und legt sehr viel Wert auf Textverständlichkeit. Vor allem die hochkarätige Besetzung der CD fällt auf, mit Pianist / Organist Larry Goldings, Gitarrist Vic Juris, Essiet Essiet am Bass und Drummer Victor Lewis und ihrem Mann Joe Lovano als Gastsolisten kann eigentlich nichts anbrennen. Da kann man über die wenigen Scatsolos (die mir immer noch nicht gefallen) auch mal drüber weghören.
CD, 1999, 12 tracks, Label: JSL Records
Angela Ballhorn09.09.2001