Carolyn Breuer

Diese CD der in Holland lebenden deutschen Saxophonistin Carolyn Breuer ist eine Kampfansage. Sie hatte einfach keine Lust mehr auf „phoney people“ und Plattenfirmen, die keinen Mumm haben, junge, noch unbekannte Musiker unter Vertrag zu nehmen, die man schlecht unter ein Label packen kann. „Mir ist von Plattenfirmen vorgeschlagen worden, ich solle doch eine Platte mit Candlelight Jazz machen. Meine eigene Musik war denen einfach nicht kommerziell genug“ sagt die Alt- und Sopransaxophonistin. Das soll alles anders werden mit ihrer Anfang des Jahres neugegründeten Plattenfirma „NotNowMom! Records“. Die erste Veröffentlichung ist von ihrem Quartett, komplett mit Eigenkompositionen der Saxophonistin und des Pianisten. Die Tochter des Posaunisten Hermann Breuer, der als Gast bei dieser Einspielung mitwirkt, hat alles, was einen guten Saxophonisten auszeichnet – den guten Sound, den Cry und das ganze Jazzvokabular in der Tasche, angefangen bei Charlie Parker. Alles wird als Sprungbrett verwendet, um etwas eigenes daraus zu machen. Die Stücke haben alle Niveau, und – trotz Liveaufnahmen – nicht die oft daraus resultierenden Längen. Abwechslung zwischen lyrischen Balladen, Bebop-Läufen, schnellen Tempi- und Atmosphärenwechseln läßt die CD spannend bleiben. Zu der grandios spielenden Leaderin gesellt sich eine gut eingespielte holländische Rhythmusgruppe. Der Pianist Edwin Berg ist sowohl kompetenter Begleiter wie auch brillanter Solist, Bassist Bart Tarenskeen und Drummer Joost Patocka sind ein agil agierendes Rhythmustandem, und Papa Hermann Breuer bildet mit seiner Tochter einen voll klingenden Bläsersatz und gibt der Band noch eine weitere solistische Klangfarbe. Auf die erste richtige eigene (denn ein Debüt ist es ja nicht) kann Carolyn Breuer stolz sein, auch das Cover ist klasse aufgemacht. Und einen Extrapunkt gibt es für den klasse Titel: Das Schicksal lächelt denen, die cool bleiben.