Dozentin im Porträt: Alexandra Lehmler
19. Hessische Frauen Musik Woche
Alexandra Lehmler wird 1979 in Bad Ems (Lahn) geboren und beginnt mit acht Jahren, Klarinette zu spielen und wechselt nach fünf Jahren zum Saxophon. Sie besucht das Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz, hört mit 12/13 die ersten Jazzkonzerte von älteren MitschülerInnen und ist sofort begeistert. Sie ist mehrfach Preisträgerin bei „Jugend jazzt“. Bis 2005 studiert sie an der Musikhochschule Mannheim und spielt während dieser Zeit in den Landesjugendjazzorchestern Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg; von 2002 bis 2004 gehört sie zum Bujazzo unter Leitung von Peter Herbolzheimer. Im Rahmen ihres Aufbaustudiums an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart besucht sie für ein Auslandssemester Paris.
Seit 2000 unterhält sie ihre eigene Band, mit der sie seit Jahren im In- und Ausland erfolgreich unterwegs ist. Das Alexandra Lehmler Quintett hat mit „Sundance“, „Die Welt von unten gesehen“, „No Blah Blah“ und „Jazz, Baby!“ bereits vier CDs veröffentlicht. Das Debütalbum „Sundance“ von 2007 und auch die vorletzte Veröffentlichung „Jazz, Baby“ wurden für den „Vierteljahrespreis der deutschen Schallplattenkritik“ nominiert. Für ihr bisheriges künstlerisches Schaffen wurde Alexandra Lehmler 2014 mit dem Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.
Für das neue Album „Sans Mots“, das am 24. Februar auf dem Label JAZZ’n’ARTS erscheinen wird, hat sie die Band neu zum „Alexandra Lehmler Quartett“ zusammengestellt. Das Enjoy Jazz Festival hatte ihr die Möglichkeit gegeben, eine Wunschformation zusammenzustellen, und „Sans Mots“ ist das klingende Resultat: ein paritätisch besetztes, deutsch-französisches Quartett mit dem Vibraphonisten Franck Tortiller und dem Schlagzeuger Patrice Héral, sowie Alexandra Lehmler an den Saxofonen, dem Kontrabassisten Matthias Debus und dem Karlsruher Trompeter und Flügelhornspieler Herbert Joos als Gastmusiker.
Das eigene Quartett bildet das Zentrum ihres Schaffens, hier kann sie all ihre Talente als Musikerin, Komponistin und Bandleaderin voll einbringen. Doch damit nicht genug: Alexandra Lehmler spielt regelmäßig bei großen Theaterproduktionen u.a. am Nationaltheater Mannheim, und wirkt bei Jazzprojekten für Kinder mit. 2012 wurde die Saxophonistin für die „Bundeswerkstatt Jazz“ ausgewählt. Das ist ein von deutschen Jazzinitiativen und Festivals initiiertes Bandprojekt, für das die talentiertesten, kreativsten MusikerInnen ausgewählt werden, um in einer kurzen Arbeitsphase ein vollkommen neues, exklusives musikalisches Programm zu kreieren und es auf den internationalen Jazzfestivals ihrer jeweiligen Heimatstädte zu performen (im Übrigen war Lehmler’s Kollegin auf der kommenden Frauen Musik Woche, Christin Neddens Mitglied im Projekt 2014).
Mit dem Hermann Art Kollektiv, das sie mitgegründet hat, mischt sie den Jazz mit anderen künstlerischen Genres. So gehören Stummfilmvertonungen und Jazz-Demokratie Performances genauso zu ihrem Konzertplan wie Teilnahmen an Jazz Poetry Slams. Ein weiteres kontinuierliches Bandprojekt von Lehmler heißt Netnar Tsinim, eine „höllische Band mit dem missionarischen Eifer, feine Jazz-World-Chanson-Latin-Groove-Musik zu einer himmlischen Weltmusik zu verschmelzen und in diese selbst zu tragen“. Der ungewöhnliche Bandname stammt aus der „klerikalen“ Vergangenheit der Mitglieder als „Minis Tranten“. Auf ein Harmonieinstrument wird bewusst verzichtet, das Quartett besteht aus zwei Bläsern, Bass und Schlagzeug.
Kaum zu glauben, aber Lehmler findet neben all ihren Projekten und ihrem Alltag als dreifache Mutter noch die Zeit, noch an der Kreismusikschule des Rhein-Pfalz-Kreises zu unterrichten, ist Mitglied in der IG Jazz Rhein-Neckar und hat dort lange den „Neuen Deutschen Jazzpreis“ organisiert.
Was bedeutet Dir Musik?
Nicht leicht das zu beantworten. darüber könnte man eigentlich ein Buch schreiben. Musik ist ein elementarer Bestandteil meines Lebens. Überall ist Musik, alles ist Musik. Für mich ist Musik ein „Gefühlsverstärker“. Wenn ich glücklich bin, dann höre ich Musik, die mich glücklich macht und dann bin ich noch glücklicher. Wenn ich traurig bin, dann… lege ich Msuk auf, zu der ich richtig heulen kann. Musik ist auch eine Herausforderung neue Dinge zu finden und umsetzen… Musik ist ein schönes Hobby, Lebensaufgabe und Erfüllung. Freiheit.
Dein schönstes Erlebnis auf der Bühne?
Mich macht es sehr glücklich, wenn ich mit Musikern, die ich sehr mag, zusammen auf der Bühne stehe und wenn dann eine gemeinsame Energie entsteht. Es gab glücklicherweise schon einige Momente dieser Art. Mit meinem Quintett, welches sich inzwischen aufgelöst hat, hatte ich das sehr häufig. Ich hatte auch einmal ein Konzert mit dem französischen Flötisten Magic Malik als Gast. Wir haben vorher kaum geprobt, niemand wusste was passiert. Daraus sind dann tatsächlich einige sehr magische Momente enstanden. Das ist für mich pures Glück. Gerade war ich auf Tour mit meiner neuen Band und das hat mich auch wieder sehr glücklich gemacht. Es ist so toll mit Musikern zu spielen, auf die man sich blind verlassen kann und von denen ich sagen kann, dass mich jeder einzelne Ton, den sie spielen inspiriert.
Welches ist Deine Lieblingsmusik? Jazz – im weitesten Sinne. Ich bin geprägt von Pop und Rockmusik, das ist die Musik meiner Kindheit. Inzwischen höre ich auch sehr gerne klassische Musik.
Was möchtest Du beim Unterrichten vermitteln oder weitergeben? Freude am Musik machen. Ich möchte, dass man lernt einander zuzuhören und aufeinander einzugehen.
Wer oder was inspiriert Dich? … energetische Musiker. Ein gutes Konzert (bei dem ich im Publikum sitze) kann sehr inspirierend sein. Eine neu entdeckte Platte kann vieles ändern… es gibt nicht die eine Inspirationsquelle.
Hast Du (außer Musik) noch andere Hobbys?
Mein Kinder 😉 Sport, am Haus rumbasteln… für mehr fehlt mir momentan die Zeit.
Autorin: Mane Stelzer
19.02.2017