Dozentin im Portrait: Gina Schwarz

17. Hessische Frauen Musik Woche

Hier kommt das 2. Feature über die diesjährigen Dozentinnen der „Frauen Musik Woche“. Mit Portrait und Interviewfragen stellen wir die Jazzbassistin und Komponistin Gina Schwarz aus Wien vor.

Gina Schwarz studierte JAZZ-BASS und AKKORDEON am Konservatorium der Stadt Wien sowie BASS (Popularmusik) an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Danach folgen zahlreiche Live-Auftritte mit Jazz-, Funk- und Latin- Ensembles: „in the Zone“ feat. George Garzone/USA (CD „In the Zone“ 2007), „Global Glue“ (CD „Eardance“ 2005), „Robert Bachner Big Band“ (CD „Moments of Noise“ 2006), Kontrabass Sextett „Bass Instinct“ (CD „Illusionista” 2008, CD „Butterfly” 2010), „Yta Moreno Brazilian Quartett“ u.v.a.

2001 gewinnt sie ein Höchststipendium im Zuge einer Live-Audition in Perugia/Italien am Berklee College of Music, Boston. Dort beginnt sie im Sommer 2002 ihr Jazz-Kontrabass Studium, was sie mit einem „Berklee-Best-Award“ abschließt. Es folgen noch weitere Studien-Aufenthalte in New York, wo sie Unterricht bei zahlreichen renommierten Jazz Bassisten nimmt wie Buster Williams, Cecil McBee, Ron McClure, Dennis Irvin, Nilson Matta u.a.

Im Laufe dieser Zeit erhielt sie weitere Auszeichnungen:
– Gewinnerin des Komponistenwettbewerbes „MusicMaker on Stage“ in der Sparte Jazz, 2002
– Hans Koller Preis “Side(wo)man of the year” 2007 (www.hanskollerpreis.at/_Sideman_of_the_Year/2007.htm)
– “Best performances of the year” in “All about Jazz – New York Best of 2007”, mit Bass Instinct, Austrian Cultural Forum N.Y.

SchwarzMarkt

2005 gründete sie mit „SchwarzMarkt“ ihr erstes eigenes Jazz-Quintett als Bandleaderin. Mit Klemens Marktl (dr) und Reinhard Micko (p), beide von der Wiener Jazzszene kaum wegzudenken, ist die spannende Rhythmusgruppe komplett. Robert Bachner (tb), u.a. durch das Vienna Art Orchestra international bekannt, und Manfred Weinberger (flgh,tp) ergänzen das außergewöhnliche Quintett.
Hauptsächlich stehen Kompositionen von G. Schwarz und K. Marktl auf dem Programm, auch die anderen Bandmitglieder sind exzellente Schreiber und bringen durch ihre Stücke neue Farben in die Musik.
Die ungewöhnliche Kombination von Posaune und Flügelhorn/Trompete prägt den charakteristischen Bandsound. Klare Melodien, Einflüsse des momentanen „New York Jazz“ und kreative Interaktion formen die Musik, welche in der Tradition des Jazz verwurzelt ist, und durch komplexe Rhythmik und Harmonik bereichert wird. Die Debut Cd „SchwarzMarkt“ (2006) dieses bemerkenswerten Quintetts ist ein schönes Beispiel für „Current Jazz out of vienna“.

Airbass – Gina Schwarz & Richard Oesterreicher

2008 entsteht das nächste eigene Projekt mit Richard Oesterreicher, einem der wenigen Mundharmonika-Solisten und Big Band Legende der Wiener Jazzszene. Die Mundharmonika – der Kontrabass: Kontroverse oder Ergänzung? Das hohe Register steht dem tiefen gegenüber, Leichtigkeit der Erdung, lyrische Melodik den rhythmisch energievollen Grooves und luftig schwebende Improvisation den kraftvollen Basslinien.
Die melodischen, harmonisch komplexen Kompositionen von Gina Schwarz, die abwechslungsreichen Arrangements und die bewusst auf die Mundharmonika abgestimmte Instrumentierung bringen den samtigen Sound dieses Instruments besonders zur Geltung. Richard Oesterreicher interpretiert die teilweise von Latin beeinflussten Songs und Balladen mit einem gefühlvollen intuitiven Zugang auf sehr individuelle Weise.
Die CD „Airbass“ erscheint im gleichen Jahr: Besonders abwechslungsreich ist die Besetzung der 13 unterschiedlichen Stücke, sie reicht vom Duo bis zum Sextett. Die Herausforderung – die Instrumentierung und das Zusammenspiel der drei Harmonie- Instrumente (Klavier, Vibraphon, Gitarre) – ist hervorragend gelungen und überzeugt ebenso wie die Kombination von Streichquartett, Bassklarinette und Mundharmonika. Im Booklet des Albums findet der Zuhörer untermalende Textpassagen, mit denen er in diese abwechslungsreiche musikalische Welt noch besser eintauchen kann. Trotz des Facettenreichtums der Kompositionen wird die musikalische Linie nie verlassen und es ist daher mit „AIRBASS“ ein sehr gefühlvolles und berührendes Album entstanden.

Jazzista

Ihre jüngste und aktuelle Formation ist das Quintett „Jazzista“, mit der sie 2013 die CD „Jazzista“ bei Unit Records veröffentlicht. Renommierte Jazzmusiker aus Wien interpretieren mit beeindruckenden Skills, viel Kreativität und Einfühlungsvermögen die Kompositionen der Bassistin: Andy Middleton (sax), Heimo Trixner (g), Benjamin Schatz (p) und Harry Tanschek (dr). Jazzista bietet Musik – eine wahrhafte „Tour de Force“ – komponiert für Interpreten, die Herausforderungen lieben und sich außerhalb des Gewohnten und Sicheren versuchen wollen.
Humor, Pathos und Mut zum Unkonventionellen – zarte Anklänge an Carla Bley und Charles Mingus – sind zu hören. Gina Schwarz liefert mit ihrem versierten, wendigen Bassspiel das kraftvolle, erdige, warme Fundament für ihre vielfältige Musik mit Hingabe und Selbstvergessenheit und entlockt ihrem tiefen Instrument facettenreiche Sounds.

Weitere Projekte als Co-Leader

Bass Instinct – Kontrabass Sextett (CD „Butterfly” 2010)
Bass Instinct – Kontrabass Sextett (CD „Illusionista” 2008)
In the Zone feat. George Garzone /USA (CD „In the Zone“ 2007)
Global Glue (CD „Eardance“ 2005)

als Side(wo)man: u.a.
Robert Bachner Big Band (DVD „Live in Vienna“ 2009)
Robert Bachner Big Band feat. Karin Bachner (CD „Spotlight on Ella Fitzgerald“ 2007)
Robert Bachner Big Band (CD „Moments of Noise“ 2006)

Seit 2011 unterrichtet Gina Schwarz außerdem Bass Popularmusik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Was bedeutet Dir Musik?

Musik ist mein Leben. Meine Leidenschaft und Hingabe zur Musik erlebe ich durch den Bass besonders intensiv. Das tiefe Register, die Erdung, die Ruhe und der warme volle Sound dieses Klangkörpers faszinieren mich.

Dein schönstes Erlebnis auf der Bühne?
Die besten Momente auf der Bühne sind für mich jene, in denen Musiker mit einer gewissen Selbstvergessenheit intensiv Stimmungen und Gefühle als Band interpretieren und auf der Bühne eine „Story“ erzählen, die ehrlich und unmittelbar zum Publikum transportiert wird. Die eigene und die Energie der verschieden Persönlichkeiten auf der Bühne zu spüren, ist für mich ebenso einmalig – egal ob im Jazz mit US Saxofonisten George Garzone oder im Crossover Projekt Rojotango mit Opernsänger Erwin Schrott oder im Free Jazz mit Wolfgang Reisinger (dr).

Welches ist Deine Lieblingsmusik?

Die Liste wäre unendlich lang. Country-Musik und Schlager mag ich nicht.

Was möchtest Du beim Unterrichten vermitteln oder weitergeben?

Während meiner langjährigen Lehrtätigkeit (seit 1990) konnte ich als Pädagogin in den Fächern Bass (E-Bass & Jazz-Kontrabass), sowie Funkensemble, World Music Ensemble, Latin-Ensemble, Jazzensemble und Improvisationskurs hinsichtlich organisatorischer Aufgaben, Einzel- und Gruppenunterricht und Ensembleleitung (in musikalisch unterschiedlichen Stilistiken) viel Erfahrung sammeln.
Die Entwicklung der Kreativität und der musikalischen Individualität, die Suche nach der eigenen Stimme und des eigenen Stils oder das Experimentieren mit neuen Stilen sind für mich essentielle Punkte im Unterricht. Improvisation beeinflusst die Kreativität im Comping, deshalb sollte die Entwicklung beider Inhalte Hand in Hand gehen. Im Solospiel erfährt der Musiker/in das Instrument als Medium für individuelle musikalische Verwirklichung besonders – dieser unmittelbare Zugang erscheint mir äußerst wichtig. Gehörbildung ist im Jazz / Popularmusik essentiell. Durch Transkribieren von Musik kommt man schneller zu einem Lernfortschritt –
Melodiebildung, Tongebung, Phrasierung und Timing werden bewusst durch Analysieren aber auch unbewusst durch Nachahmung weiterentwickelt.
In meinem Instrumental-Unterricht möchte ich zu Beginn eine solide Basis vermitteln. Das „Handwerk“ soll fundamental in positiver, unterstützender und vertrauensvoller Atmosphäre erlernt werden – u.a. in pyhysiologischer, musikalischer, musiktheoretischer, stilistischer und formaler Hinsicht. Wobei der Sound am Instrument von Anfang an Priorität hat und die Motivation – die Antriebsfeder – „Freude an der Musik“ – nicht vergessen werden soll. Nach dem Erlernen der Basics und einem gewissen Maß an Technik, Kraft und Ausdauer, können im nächsten Schritt neue technische Herausforderungen in Angriff genommen werden, welche für die heutigen Anforderungen an eine BassistIn oft notwendig sind.

Wer oder was inspiriert Dich?

Stimmungen inspirieren mich, Erlebnisse, Ereignisse, Reisen, Kulturen, andere Musiker/Innen, Menschen, Atmosphären und die Suche nach Klangfarben inspirieren mich. Rhythmisch energievolle Grooves, kraftvolle Basslinien, Harmonien, starke Beats sowie lyrische Melodien sind auch Quelle meiner Inspiration, Fantasie und Kreativität.

Hast Du (außer Musik) noch andere Hobbys?

Sport

Konzert-Termine:

30.06.2014 Monday-Jam @ Bird hosted by Gina Schwarz, 20.30 im Jazzcafe Bird, A-Wien
01.07.2014 mit Sascha Otto sax, 22.00 im EVENT CAFE, Opernring 6, A-Wien
05.07.2014 Jazzista, Gaisfeld 1, A-Krottendorf-Gaisfeld
12.07.2014 Erwin Schrott-Rojotango, 20.30 Klassik am Dom, A-Linz
17.07.2014 Jazzista, 20.00 A-Lunz am See
19.07.2014 mit Benjamin Schatz (p) und Diego Pinera (dr), 20.00 im Zwe in A-Wien
11.-14.09.2014 mit Ferderico Lechner (p) in Madrid:
Cafe Berlin, La Tetería,
Miraflores de la Sierra,
Cafetin Croche, San Lorenzo de el Escorial,
Music Above the Park,

www.ginaschwarz.com

22.06.2014