Women in Jazz

9. Festival "WIJ" vom 1. bis 9. Februar 2014 in Halle (Saale)

Zum 9. Mal findet das Festival „Women in Jazz“ im Februar 2014 statt und wartet mit international bekannten Jazzmusikerinnen aus aller Welt und außerdem mit zwei interessanten Schwerpunkt-Projekten auf: „Jazz aus der eurasischen Mitte“ mit acht KünstlerInnen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, die im Jazz bisher kaum miteinander in einen künstlerischen Austausch getreten sind und die Erstaufführung der „Lines for ladies“ mit fünf deutschen Jazzmusikerinnen.

„Women in Jazz“ fand erstmals im Jahr 2006 in Halle (Saale) statt und nach dem überragenden Erfolg der ersten Auflage wird es jährlich durchgeführt. Die Magie des Weiblichen im Jazz war und ist der eigentliche Beweggrund für das Jazzfestival „Women in Jazz“. Die dominierende Stellung der Frauen im Vokaljazz hat sich zunehmend durch die Emanzipation im Instrumentaljazz ergänzt. Dieser Entwicklung trägt das Festival inhaltlich Rechnung. Dabei kommt es den Gestaltern um Festivalleiter Ulf Herden darauf an, die durch Kreativität und künstlerische Qualität geprägten, und durch Jazzmusikerinnen bestimmten Jazzprojekte auf dem Festival zu präsentieren. Unter diesem Aspekt gehört die zur Normalität gewordene Zusammenarbeit mit männlichen Jazzmusikern auch auf dem Festival zum Alltag.
Das künstlerische Angebot des Festivals ist international. Dabei wird der zeitgenössische Jazz in seiner multikulturellen, wie inhaltlich gestalterischen Vielfalt präsentiert. Künstlerinnen von allen Kontinenten waren bereits Gäste des Festivals. Seit dem 5. Festival gibt das Festival Jazzmusikerinnen die Möglichkeit, neue künstlerische Ideen und Projekte im direkten Kontext des Festivals in Halle umzusetzen. Die Probenarbeit findet in der Regel in Halle statt. Zum Festival wird das Projekt uraufgeführt.

Jazz aus der eurasischen Mitte

Als Künstlerische Leiterin für dieses Projekt wurde die Kölner Komponistin und Saxophonistin Caroline Thon gewonnen. Sie beschreibt ihr Konzept folgendermaßen: „Der Jazz des 21. Jahrhunderts ist in seiner Vielfältigkeit so ausgeprägt wie noch nie zuvor, die vormals geschichtsträchtige Orientierung Richtung Nordamerika wird bereichert zugunsten vielfältigster Einflüsse! Zwei Merkmale stechen dabei besonders hervor: Der immer größer werdende Einfluss multi-kultureller Elemente und der Anteil weiblicher Jazzmusikerinnen, hier insbesondere von Instrumentalistinnen.

Caroline Thon

Die wesentlichen Parameter von Musik sind Rhythmus, Melodie und Harmonie und stellen die musikalischen „Bausteine“ jeder musikalischer Aktivität dar! Die Gewichtung der einzelnen Parameter innerhalb der Musik variiert stark nach Musiktradition der jeweiligen Region auf der Welt. So liegt z.B. den meisten asiatischen / eurasischen Musiktraditionen ein modales Melodiekonzept zugrunde („Raga“/Indien, „Mugam“/Aserbeidschan). In der europäisch-westlichen Musiktradition gehören dagegen Melodie und harmonischer Kontext stark zusammen („Harmonielehre“ / “Tonarten“) oder es gibt feste Liedformen wie z.B. die AABA-Form oder Reihenform im Gegensatz zur zyklischen Ablaufform der meisten asiatisch/eurasischen Musikstrukturen. Durch die Zusammenführung von Musikern und Musikerinnen aus dem Iran, Bulgarien, Aserbeidschan, Deutschland und in Europa ausgebildeten MusikernInnen mit afghanischem bzw. polnischem Hintergrund auf dem europäischen Festival „Women in Jazz“ sollen durch das gemeinsame Musizieren vor Ort diese jeweils unterschiedlichen Gewichtungen der musikalischen Parameter miteinander verwoben werden.

Dem eigentlichen Konzertauftritt geht eine gemeinsame fünftägige Probe- und Arbeitsphase aller beteiligten Musiker und Musikerinnen in vom Festival zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten voraus. Dafür bringt jede Musikerin/Musiker ein bis zwei für sie/ihn typische Stücke des jeweiligen Heimatlandes bzw. davon geprägte Eigenkomposition mit, welche im Vorfeld schon von bestimmten Ensemblemitgliedern für diese Besetzung arrangiert werden. Diese Arrangements müssen nicht fertig sein, es reichen Skizzen, die vor Ort gemeinsam im Ensemble verfeinert oder sogar komplett verworfen werden können, Vorrang hat die sich ergebende Dynamik durch das gemeinsame Musizieren vor Ort mit dem Ziel einer gemeinsamen Entwicklung des 75-minütigen Konzertprogramms für den Konzertabend. Das ganze wird flankierend begleitet durch den Studiengang „Transkulturelle Musikwissenschaft“ der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar.“

Die KünstlerInnen

Simin Tander

Simin Tander – Gesang (Deutschland/Afghanistan),
studierte am Konservatorium ARTEZ/NL, 2008 Abschluss Jazz-Gesang Master Of Music, spielte auf internationalen Festivals (North Sea Jazz-Festival, Bohemia Jazz-Festival u.v.m), April 2013 Debüt-CD „Wagma“ (Label Neuklang), mehr Informationen auf www.simintander.com
Negar Bouban – Oud (Iran)
geboren 1973 in Teheran. Fakultät der Schönen Künste der Universität Teheran; MA-Abschluss in Architektur, mit der Spezialisierung auf Akustik-Design für persische Musik, zusätzlich studierte sie Musik und musikalische Akustik, PhD in Kunst Studies mit Schwerpunkt auf Persian Music Theory. Zusätzlich Weisungen im persischen Radif (Sammlung traditioneller melodischer Figuren, die sich über mehrere Generationen durch mündliche Weitergabe von Meistern (Ostāds) an ihre Schüler erhalten haben) durch den renommierten iranischen Oud-Meister Mansur Nariman. Sie spielte mit verschiedenen Bands der persischen Klassik, hatte über hundert Live-Auftritte und mehrere Aufnahmen seit 1994. Mehr Informationen auf www.negarbouban.com
Veronika Todorova – Akkordeon (Bulgarien/Deutschland),
geboren 1987 in Pleven. Hat mit 6 Jahren mit dem Akkordeonspiel begonnen, im Alter von 10 Jahren zum ersten Mal Teilnahme am internationalen Wettbewerb, weitere zahlreiche nationale und internationale Wettbewerbe u.a. in Bulgarien, Jugoslavien, Slovakei und in der Schweiz wurde sie mit Diplomen ausgezeichnet. Spielte für SWR-3 Fernsehen, Radio Berlin, Deutsche Welle und Hessischer Rundfunk. Zahlreiche Konzerte im Ausland z.B. Akkordeonfestival in Lanciano/Italien, Genova Akkordeonfestival, Villach/Österreich, Apeldoorn/Niederlande, Belgien, Bukarest/Rumänien, Finnland, Norwegen, Bulgarien-Tournee. Mehr Informationen auf www.veronikatodorova.de

Veronika Todorova

Natalya Goncharova – Piano (Aserbeidschan)
geboren 1984 in Baku
Nargiz Aliyeva – Flöte (Aserbeidschan)
Geboren 1991 in Simali Osetiya
Bodek Jahnke – Percussion (Polen),
geboren 1979 in Warschau, studierte Schlagzeug und Komposition in Köln bevor er – als Stipendiat des DAAD – ein „Master of Arts“ – Studium am City College in New York abschloss. Erhielt internationale Preise (z.B. Jazzpreis Baden-Würtemberg, neuer Deutscher Jazzpreis). Privates Tablastudium bei Pandit Samir Chatterjee und regelmäßiger Gastsolist bei WDR, NDR, HR-Big Band, mehr Informationen auf www.bodekjanke.com
Martin Gjakonowski – Bass (Mazedonien),
geboren 1970 in Skopje, ist ein in Deutschland lebender Jazz-Bassist mazedonischer Herkunft. Er gilt als einer der profiliertesten Jazzbassisten Europas. Gjakonovski studierte an der Hochschule für Musik Köln. Er arbeitete u.a. in den Gruppen von Paul Kuhn, Lynne Arriale, Olivia Trummer, Paul Shigihara, Nicolas Simion, Bojan Z, Anders Bergkrantz, Omer Klein sowie der Frankfurt Jazz Big Band, mehr Informationen auf http://en.wikipedia.org/wiki/Martin_Gjakonovski

Künstlerische Leiterin des Projektes Caroline Thon – Saxofon/Idee (Deutschland),
geboren 1966 in Köln, 1996 Diplom-Abschluss klassisches Saxofon/Musikhochschule Wuppertal, einjähriger Studienaufenthalt Berklee College of Music (Boston/USA), 2003. Abschluss Komposition/Arrangement und Jazz-Saxofon. Masterclasses bei Dave Liebman, Hal Crook und Dick Oatts. Internationaler Kompositionswettbewerb Holland, Kompositionsaufträge u.a. vom Europäischen Musikfestival (Stuttgart) und Landesmusikrat NRW, CD-Veröffentlichungen mit PATCHWORK und dem von ihr geleiteten THONELINE ORCHESTRA mit anschließenden Tourneen und Festivalauftritten (u.a. Traumzeitfestival, Hildener Jazztage, Women in Jazz). Mehr Informationen auf www.carolinethon.de

Festivalkonzert: Samstag, 08.02.2014, 20 Uhr, Oper Halle

Lines for ladies

Mit Sabine Kühlich und Anne Czichowsky treffen bei diesem Projekt zwei deutsche Vollblutsängerinnen aufeinander, die sich nicht nur auf der Bühne blendend verstehen: zwischen Wort- und Wahnwitz werden hier die Höhen und Tiefen der Oktaven ausgelotet, der stimmlichen Flexibilität sind keine Grenzen gesetzt. Das Programm von ‚Lines for Ladies‘ spiegelt die Sicht der Dinge aus den Augen der Jazzerinnen wieder … Hier heißt es nicht ’swinging till the girls come home‘, sondern ‚till the guys come home‘, aus ‚line for lions‘ werden kurzerhand ‚lines for ladies‘, und natürlich dürfen auch die Seidenstrümpfe, „shiny stockings“ nicht fehlen, sie werden in einem neuen Gewand bzw. Abendkleid präsentiert, ganz und gar ladylike.
Nicht nur textliche Adaptionen, auch die Musik bekommt das Händchen der Frauen zu spüren – oder besser: ihre Stimme. Als Improvisatorinnen sind Anne und Sabine im weltweiten Wettstreit siegeserfahren, die goldenen Preisgewinne der beiden sprechen für sich (Sabine Kühlich gewann die Shure Vocal Competition in Montreux 2008, Anne Czichowsky den Lady Summertime Vocal Contest in Finnland 2008 und den Landesjazzpreis Baden Württemberg 2011). Eigene swingende Kompositionen finden sich im Repertoire genauso wie Ausflüge an die Strände Brasiliens und in die Bebop-Nachtclubs des New York der 50er Jahre.

Anne Czichowsky und Sabine Kühlich

Laia Genç

Die drei Ladies der „rhythm section“ dieses Quintetts strahlen als musikalische Juwelen. Laia Genç am Klavier bringt den französischen touch und freies Spiel mit in die Band und tritt auch als dritte Sängerin in Erscheinung. Für ihre Projekte als Künstlerin mit eigener Handschrift wurde sie u.a. mit dem Kölner Jazzpreis 2007 ausgezeichnet. Perfekt verzahnt sich Laia mit Judith Goldbach am Kontrabass und Mareike Wiening am Schlagzeug – in Süddeutschland ein bestens eingespieltes Team. Judiths Bigband-Erfahrung – Peter Herbolzheimers European Masterclass Bigband, der Kicks ’n‘ Sticks Bigband und aktuell der Tobias Becker Bigband kontrastiert zu kleinen Besetzungen: ihrem eigenen Quartett und dem Duo ‚Fräuleinjazz‘. Komplettiert wird der „girl talk“ durch den drive an den Drums mit Mareike Wiening, sie lebt derzeit in New York und beendet ihr Masterstudium als DAAD-Stipendiatin an der NYU. Sie ist Mitglied im BundesJazzOrchester und spielte in der Schweizer Förderungsband „Generations 2010“ unter der Leitung von Adrian Mears.
Die fünf hochkarätigen Damen – denn „diamonds are the girl‘s best friend“ – transkribieren, arrangieren und komponieren ‚lines for ladies‘. Sie interagieren auf der Bühne in einer unfassbar swingenden Leichtfüßigkeit – und das selbstverständlich mit high heels.

Sabine Kühlich – vocals & saxophone www.sabinekuehlich.com
Anne Czichowsky – vocals www.annesingsjazz.com
Laia Genc – piano & vocals www.laiagenc.com
Judith Goldbach – bass www.judith-goldbach.de
Mareike Wiening – drums www.mareikewiening.com

Festivalkonzert: Freitag, 07.02.2014, 20 Uhr, Oper Halle

… und außerdem

werden in Halle auftreten: Zwei Künstlerinnen unmittelbar aus dem Nahen Osten – Achinoam Nini, genannt Noa, ist in Tel Aviv geboren, in der New Yorker Bronx jüdisch-orthodox erzogen, als 17-jährige nach Israel zurück gekehrt, und hat sich zu einer der bekanntesten Sängerinnen in der Welt entwickelt.

Die Posaunistin Reut Regev wuchs in Israel auf. Sie zog es nach New York. Hier integrierte sie sich mit ihrer Musik in der Avantgarde- und Jazzszene.

Die französische Pianistin/Sängerin Clara Ponty, das mit KünstlerInnen aus Schweden, der Schweiz, Deutschland und Luxemburg besetzte Quartett „Schneeweiss & Rosenrot“ (Publikums ECHO 2012) und die singende Schauspielerin Jasmin Tabatabai mit prominenten Songs der deutschen Swing – Ära der 30er Jahre.

Noa

Reut Regev

Clara Ponty

In der neuen Veranstaltungsform „electric jazz lounge“ im Volkspark Halle gibt es ein „warm up“ mit DJane Mira (Mahn) und Djane und Sängerin Rosantique (aus Italien). Zum Festival-Opening steht die electro swing band Brenda Boykin & Club des Belugas im Mittelpunkt des Geschehens.

Tickets für das Festival gibt es deutschlandweit über alle Eventim Vorverkaufsstellen oder direkt über die Festivalseite mit allen Infos: www.womeninjazz.de

Autorin: Hildegard Bernasconi

06.01.2014