Barbara Buchholz
...und ihr unsichtbares Orchester
Sounds der Welt abrufbereit…
Zwei Hände bewegen sich langsam durch die Luft, sie machen beschwörende Bewegungen, gleichen einem Dirigenten, der ein unsichtbares Orchester dirigiert und führt. Die dazugehörigen Laute kommen aus einem Kasten mit zwei Antennen, über 70 Jahre alt, aber mit neuester Technik unterfüttert.
Die Bielefelder Musikerin Barbara Buchholz, eigentlich Bassistin, widmet sich in ihrem neuesten Soloprojekt „Heart Beat Loop“ dem Theremin, das sie midifiziert hat. Die beschwörenden Bewegungen haben natürlich eine Funktion, denn das Theremin funktioniert über zwei Spannungsfelder an den Antennen, über das eine wird die Tonhöhe, über das andere die Lautstärke reguliert. Ganz simpel: Je näher die Hand dran ist, desto lauter wird’s. Bei Barbara Buchholz bleibt es nicht bei den eigentümlich singenden Sounds, die man aus alten Filmen kennt, sie steuert über ihr Theremin einen Sampler an und hat alle Sounds der Welt auf Abruf bereit.
Barbara Buchholz, die sich in ihrem Soloprogramm nicht nur auf das Midi-Theremin beschränkt, sondern auch zum Bass greift, die Stimme und jede Menge Elektronik spielen lässt, arbeitet nicht mit Vorprogrammiertem. Keine Play-Backs, alles, was von der Bühne zu hören ist, ist Live-Sampling. Spielzeuginstrumente werden ebenso mit einbezogen wie ganz alltägliche Gegenstände. Unter den Midi-Loops groovt der Bass, darüber schwingt die Stimme.
Barbara Buchholz wurde vor 42 Jahren in Duisburg geboren und ging 1979 nach Bielefeld, um an der Universität Musik zu studieren. Die Querflöte hatte sie da schon längst gegen den E-Bass umgetauscht. Mitte der 80er Jahre war sie als Bassistin mit der Frauenbigband „Reichlich Weiblich“ reichlich viel unterwegs. Mit dieser erstklassig besetzten Frauenband trat sie unter anderem am Festival in Moers oder am North Sea Jazz Festival in Den Haag auf. Ende der 80er Jahre gründete sie zusammen mit dem Saxophonisten Andreas Kaling das Duo „Wilde Ehen Spielen Jazz“.
Duo- und Soloprojekte ziehen sich durch Barbara Buchholz‘ Schaffen: „Blech, Bass und Bellaphonie“ (1991, Duo mit Regina Pastuszyk), „Engel und Lichtjahre“ (1992, Solo), „Buchholz spielt Eurydike“ (1993, solo, in Zusammenarbeit mit dem Maler Pedda Borowski), „Tati Lille“ (1993, Duo).
Ihre spannenden Projekte
Dazu kommen eine ganze Menge Musikproduktionen für die verschiedensten Theaterbühnen und Workshops für das Goethe-Institut in u.a. Tansania. Spektakulärstes Projekt in den letzten Jahren war sicher „Tap It Deep“, an dem acht Musiker und zwei Tänzer beteiligt waren. Zugegeben, das klingt noch nicht sehr spektakulär, doch die beiden Steptänzer sind midifiziert und können daher weit mehr Sounds anbieten, als die gewohnten Klacklaute.
Die verrückten und innovativen Ideen wurden nicht nur beachtet, sondern auch ausgezeichnet. Mit den „Wilde Ehen Spielen Jazz“ war Barbara Buchholz Preisträgerin der „Jazzszene NRW“, für „Blech, Bass und Bellaphonie“ gab es einen Silbernen Amadeus, und die Projekte „Tap It Deep“ und „Trio Der Zukunft“ wurden mit (Kompositions-)Preisen ausgezeichnet. Durch die ganzen Theaterprojekte sind wohl die eigenen CD-Veröffentlichungen etwas auf der Strecke geblieben. Nach „Live at Moers“ (1989) mit Reichlich Weiblich, „Rock Around Bochum“ der Grooving Vibes (1992), „Ong, Drong, Dreokal“ von Blech, Bass und Bellaphonie (1994) und „Come and keep me mine“ von Tati Lille (ebenfalls 1994) ist leider keine neue CD erschienen.
Anm.d. MELODIVA-Red.:
Barbara Buchholz ist die einzige Musikerin, die mit eigens für sie entwickelten Midi-Theremin auf die Bühnen geht. Sie beschreibt ganz eigene und spannende Wege in ihrer bisherigen musikalischen Laufbahn. Aus diesem Grunde haben wir sie auch eingeladen, die Online-Taufe der Melodiva mit ihrem Midi-Theremin und E-Bass zu begleiten.
Copyright: Melodiva
Autorin: Angela Ballhorn
31.08.2001