The Female-Jazz-Connection:

Frauen in der Chicagoer Jazz-Szene

Die Serie – direkt aus Chicago von Martina Taubenberger (Chicago/München)
– gestartet: November 2002 – Ende Januar 2004

Es gibt sie, die Frauen im Jazz. Frauen, die nicht darauf warten, die Gesichtskontrolle der fuehrenden Plattenfirmen zu passieren. Die sich ihr eigenes Publikum und ihre eigenen Nischen schaffen. Sie arbeiten auf der Buehne, hinter der Buehne…oder sind die Buehne – als Musikerin und Komponistin, als Leiterin eines unabhaengigen Platten-Labels oder einer Jazz-PR-Agentur, als Direktorin des Jazz Institute of Chicago, als Besitzerin und Gruenderin eines Jazzclubs. Frauen, die viel zu erzaehlen haben, und die es auch gerne tun.

Ich habe einige dieser Frauen in Chicago getroffen, und mit ihnen ueber ihren persoenlichen Weg ins Jazz Business gesprochen. Darueber, wie es ist, als Frau in einem Musik-Genre, das immer noch ueberwiegend von Maennern bestimmt wird. Woran es liegt, dass so wenig Frauen Jazz hoeren. Welche Rolle das Frausein an sich im Jazz Business spielt. Ob und wie stark Jazz-Frauen selbst feministische Fragestellungen wahrnehmen und reflektieren. Welchen Stellenwert Schoenheit und Sex Appael haben – fuer das Publikum, aber auch fuer die Musikerinnen selbst.

Frauen-Netzwerke

Und ich war erstaunt, wie gross die Gespraechsbereitschaft meiner Interview-Partnerinnen war. Wo ich mit Relativierung und Verharmlosung gerechnet hatte, stiess ich auf ein bemerkenswertes Bewusstsein fuer die subtilen Mechanismen des Business und auf eine lebendige Solidaritaet zwischen den weiblichen Drahtziehern der Chicagoer Jazzszene. „Hey, wenn Du ueber Frauen im Jazz schreibst, musst Du unbedingt auch noch xy treffen!” hiess es da oft. Dabei geht es nicht immer um das Thema Frau versus Mann, sondern auch um das Individuum gegenueber einer patriarchischen Musikindustrie im allgemeinen.

Warum Chicago?

Chicago ist dabei fuer mich immer noch die Stadt, in der man dem Jazz und seinen Eigenheiten am naechsten kommt. Chicago mag nicht so hip sein wie New York, nicht so gross und nicht so verrueckt. Aber hier ist die Jazz-Szene noch eine Gemeinde – hier kennt man sich und wird schnell gekannt. Chicago ist keine erklaerte Medienstadt und muss deshalb nicht so heftig schillern wie New York. Der Jazz hier ist wie das Klima: tough, erdig, gewachsen und seinen Blues-Wurzeln verpflichtet. Anonymitaet ist ein Wort, das bestimmt nicht in den Chicagoer Jazzclubs erfunden wurde – und genau deshalb ist diese Stadt der Ort, um Netzwerke zu bilden.

Was Euch als Frauen in der deutschen Musikszene die Erfahrungen der Windy City Women angehen? Ganz klar – das Jazz-Business in den USA ist rauher, die Gegensaetze (rassistische als auch sexistische) sind in Chicago staerker ausgepraegt, einer Stadt mit einer rein schwarzen Southside und Jazzclubs in vor allem fuer Frauen immer noch sehr gefaehrlichen Stadtteilen– wenn wir von den Frauen, die sich hier behaupten, nichts lernen koennen, von wem dann?

Ich freue mich darauf, Euch die faszinierenden Persoenlichkeiten, die ich hier kennengelernt habe, vorzustellen. Und ich verspreche Euch spannende und kontroverse Beitraege. Denn eines ist sicher: These women swing real hard!

Ü B E R B L I C K – R e i h e:

„The Female Jazz-Connection”

Teil 1: Lauren Deutsch, „Den Jazz im Blick“

Teil 2: Lauren Deutsch – das Interview: „“Nur Sexappeal bringt Geld“

Teil 3: Patricia Barber: „Sinnlich aber tough- der Star der Jazz-Szene“

Teil 4: Grazyna Auguscik „Jazz-Sängerin aus Krakau (Polen), lebt und arbeitet in Chicago“

„…Und weil Frauen die Zukunft des Jazz sind!…“

Das ist einer ihrer Beweggründe, warum sie über Frauen im Jazz schreibt, forscht, berichtet. Jetzt aber ein paar Eckpfeiler und Informationen über die angehende Frau „Dr. Female-Jazz“: Da Martina wieder in München lebt und arbeitet, wird diese Serie mit dem vierten Teil im Januar 2004 beendet. Wir freuen uns sehr, daß uns Martina Taubenberger als redaktionelle Mitarbeiterin für den MELODIVA NET CLUB erhalten bleibt.

Autorin: Martina Taubenberger

29.01.2004