Jazz-Ladies-Only auf Föhr
"Sommerlicher Wellenbrecher im Hohen Norden"
18.-22. August 2004
So firmiert dieses alljährlich stattfindende Jazz-Festival, das bereits zum 7. Mal von den sechs ehrenamtlich arbeitenden OrganisatorInnen auf die Beine gestellt wird.
Eine Insel swingt …. und in diesem Jahr soll sie sogar bewusst „weiblich swingen“.
Das ist Grund genug für uns hier in der Redaktion, genauer hinzuschauen, hinzuhören und Hintergründe und Infos über die spannenden Tage im August auf Föhr zu liefern.
LADIES ONLY – und das auf Föhr??
Zuerst kommt einem/einer das doch spanisch vor, oder besser friesisch?
Warum nur Frauen??? Ladies only?? Und dann alles bekannte Profi-Musikerinnen im LINE-up?
Wer da wohl hinterstecken mag?? Wessen Idee das wohl war??
Das Festival-Programm liest sich wie das WHO is WHO in der Frauen-Musik-Szene…
Viele Fragen – und hier gibt es jetzt bei uns auch einige Antworten, denn ich bekam einen der MACHER dieses Festivals an die Strippe. Wolfgang Philipp, der mit Frau Verena die Hauptarbeit für dieses Festival beisteuert, erzählte mir von seinen Beweggründen, Erfahrungen und ersten Rückmeldungen für diese „außergewöhnliche“ Festival-Idee im hohen Norden. Hinter viele erfolgreichen Männdern steht eine starke Frau…
Ein ganz persönliches Statement des Künstlerischen Leiters, selbst Trompeter, Jazzer und Musikschulleiter, Wolfgang Philipp aus Midlum/Föhr:
„Dass Frauen auch Musik machen können, haben sie im klassischen Bereich längst bewiesen.
Auch im Jazz gibt es so viele fantastische Musikerinnen! Allgemein wahrgenommen werden allerdings nur die Sängerinnen. Weniger Beachtung finden die vielen Frauen, die Trompete, Posaune, Saxophon, Klavier, Schlagzeug und Bass spielen. Diesen Instrumentalistinnen des Jazz wollen wir eine Bühne schaffen, auf der sie ihre kreativen musikalischen Fähigkeiten einem sicherlich staunenden Publikum präsentieren können.
Das ist ein Experiment, und die Jazzwelt wird aufhorchen!
Nur Frauen auf einer Jazzbühne: Das gab es unseres Wissens bisher noch nie.
Doch wir sind überzeugt, dass unser Publikum es zu einem gelungenen Experiment werden lässt. Denn Jazz goes Föhr hat treue Fans und bürgt für Qualität.
Mit swingenden Grüßen
Wolfgang Philipp – Künstlerischer Leiter“
Auf die Frage, welche Rückmeldungen bislang auf seine Idee hin auf ihn zukamen, sagte er lachend „…ganz ambivalent. Da sagten mir einige Musiker glatt: `Das hältst du doch gar nicht durch. So viele Musikerinnen gibt es doch gar nicht im Jazz´.“. Aber das schien ihn und seine Frau Verena Philipp wohl nicht abzuschrecken, eher anzuspornen, denn die Musikerinnen, die die Kurhallen und Veranstaltunsortsorte auf Föhr beschallen werden, können sich HÖREN UND SEHEN LASSEN.
Auch berichtete der Organisaotir mir, dass er auch einige Nachfragen hatte, ob Männer überhaupt erwünscht wären. Er lachte und sagte, dass ihm so komische Nachfragen noch nie vorgekommen wären und dass er damit überhaupt nicht gerechnet hätte.
Davon können wir Musikerinnen allerdings ein Lied singen – das hören wir so oft: „Warum nur Frauen?“ „Spielen die nur vor Männern?“ Innerlich freue ich mich, dass es bei dieser Veranstaltung mal mit vertauschten Rollen zugeht. Dass die Macher jetzt mal mit den gleichen Verdrehungen und Missdeutungen zu kämpfen haben, mit denen wir uns als Musikerinnen und Macherinnen von Frauen-Musik-Festivals seit Jahren herumschlagen müssen.
Finanzen
Dass bei so viel Frauenpower es sich die Ministerin nicht nehmen lassen will, dieses Festival zu eröffnen versteht sich von selbst. So reist also Frau Anne Lütkes auf die Insel, in der Tasche auch eine kleine Landesförderung, die diese außergewöhnliche Idee honoriert und unterstützt. Den Rest der Finanzierung stemmen einige Sponsoren und natürlich alle ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen, die immerhin seit 4 Jahren für eine gehörige Portion JAZZ auf Föhr sorgen.
Bewerbung 2005
Sogar aus Indien und aus Amerika trafen Bewerbungen für diese „Jazz-Institution“ in den letzten Jahren ein. Die Bands für dieses spezielle Women Only Festival fanden die Macher durch Empfehlungen und Tipps von KollegInnen.
Und er wird recht behalten, der Wolfgang, mit seinem Ausspruch: „Es wird krachen auf der Insel“ und da hoffe ich, dass er nicht nur das Getöse der Brandung meint, sondern die ausverkauften Konzertsäle auf Föhr, die spannenden Soli, die krachenden Arrangements und heißen Changes und Grooves…
Ausflug nach Föhr
Das lohnt sich natürlich nicht nur wegen des Großevents, sondern auch für eine gute Portion frische Seeluft und Erholung. Viele InselbesucherInnen legen sogar ihren Urlaub auf das Festival und/oder reisen soagr extra an. Das kann ich von hier aus der Main-Region allen empfehlen, die Jazz lieben, die geballte Ladung von guter Jazz-Musik und Proif-Musikerinnen nicht verpassen wollen und sich von einer speziellen, eben weiblich geladenen Mischung aus „FINEST JAZZ“ mal richtig verwöhnen lassen wollen.
Let’s go FÖHR!
Texte, Porträs, Interviews über die bei diesem Festival teilnehmenden Musikerinnen, die bislang bie MELODIVA erschienen sind:
Porträt 10 Jahre UWO (United Women´s Orchestra)
Julia Hülsmann (Pianistin vom UWO)
Sandra Hempel (12-2003)
Carolyn Breuer (5-2003), (Gast bei WITCHCRAFT)
Annette Kayser: „Trude träumt von Afrika – 10 Jahre“
Copyright: Redaktion Melodiva
Autorin: Anne Breick
30.06.2004