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Ina Marée (D/NL) im interview
Vocal total - Salsa, Pop, Jazz´n more
Ina Marée ist mit Leib und Seele Sängerin. Diese Berufung zum Beruf zu machen, ging über Umwege, doch auch schon vor ihrem Jazzgesangsstudium im holländischen Hilversum war sie sich sicher. (Jazz) Musik und Singen ist es. Nach dem Studium ist sie in Holland ‚hängengeblieben‘ und seit sieben Jahren mit einem holländischen Gitarristen verheiratet.
Im Duo oder zusammen mit einem Percussionisten im Trio ‚Tres‘ spielen sie Südamerikanisches und Eigenes.
Ina Marée nahm während der 7. Hessischen Frauen Musik Woche als Dozentin für Gesang teil und hatte viele hilfreiche Tipps für ihre Schülerinnen, so dass diese zu Hause ihre Gesangtechniken weiter verbessern können.
Die Sängerin aus tiefster Überzeugung kommt ursprünglich aus Frankfurt und hat zuerst in Darmstadt studiert – und Workshops bei Gabriele Hasler und Norbert Gottschalk belegt.
Melodiva: Was hat dich zum Singen gebracht?
Ina Marée: Mein Vater ist passiver Musikliebhaber mit einer großen Plattensammlung. Seit ich krabbeln kann, kann ich mich an das Cover von Santana mit der Taube drauf erinnern. Das sind meine ganz frühen Erinnerungen an Plattencover und an die Atmosphäre, Musik zu hören. Als ich 12 war, sind wir nach Neustadt umgezogen. In der Schule hatte ich begonnen, selber Musik zu machen. Da habe in der Schulband gesungen oder auch beim Schulmusical mitgewirkt. Außerhalb der Schule war ich in einem Kirchenchor.
Melodiva: Was hat dich dann zum Jazz gebracht?
Ina Marée: Der Auslöser war der Film ‚Round Midnight‘, den fand ich faszinierend, und der Soundtrack war auch meine erste Jazzplatte, die ich selber gekauft habe. Ich habe ab da viel in den Frankfurter Plattenläden rumgestöbert und kaufte mir als zweite Platte Wayne Shorters ‚Phantom Navigator‘, weil ich das Cover so toll fand. Das war auf alle Fälle die richtige Abteilung, und habe dann im selben Genre weiter geschaut. Wer sind die Musiker?, wer schreibt die Stücke?, wer spielt mit?, etc….
Melodiva: Aber du hast nicht speziell nach Sängern gesucht?
Ina Marée: Gar nicht unbedingt, es ging mir um die instrumentale Musik. Bigbands fand ich toll, das Saxophon von Dexter Gordon. Saxophonisten gefielen mir besonders.
Melodiva: Was für Gesangsvorbilder sind dann später dazugekommen, denn die muß es ja irgendwann auch gegeben haben, oder?
Ina Marée: Jazzsachen habe ich mir mit 15 oder 16 angehört, im Popbereich war Billy Joel toll für mich, weil ich auch Klavier spiele. Der schreibt tolle Stücke und spielt gut Klavier. Jazz fing instrumental an, im Popbereich fand ich interessanterweise keine Frauen spannend, sondern Billy Joel oder George Michael. Später kam dann Ella Fitzgerald oder Sarah Vaughn dazu.
Mein großes Vorbild ist Nancy Wilson, die habe ich vor 15 Jahren für mich entdeckt, als ich für zwei Jahre in Darmstadt Psychologie studiert habe. Da bin ich viel auf Sessions gegangen. Man konnte gut Musik machen. Ich hatte noch keinen Unterricht, ich hatte ein Realbook über Freunde bekommen und die Sessions waren (im positiven Sinne) sehr unorganisiert. Es gab keine extra Gesangssessions, es waren selten Sänger da und ich durfte immer mitmachen, bevor die zehn Saxophonisten die Bühne stürmten. Man lernte da viele Musiker kennen, auch Leute, die schon in Holland studiert haben. Man bekommt Musik empfohlen, unter anderem halt auch die Platte von Nancy Wilson von 1963 mit Joe Zawinul und Cannonball Adderley. Die ist immer noch meine große Liebe und wenn ich wählen müßte und nur eine CD mitnehmen dürfte, wäre das sicher diese. Die bleibt toll und hat mich sehr inspiriert. Wenn ich wählen dürfte, möchte ich so klingen wie sie.
Melodiva: Irgendwann hast du dich dann von der Psychologie verabschiedet und dich dem Jazz verschieben.
Ina Marée: Musik und Gesang war schon seit der Schule ein schönes Hobby. Die Musikszene in und um Darmstadt war auch toll. Mein Vordiplom in Psychologie habe ich noch gemacht. Auf Sessions habe ich Musikstudenten kennengelernt, die im holländischen Hilversum studiert hatten. Ich kannte Holland überhaupt nicht, war auch nie in dort. Es war völlig nebensächlich, dass man Deutschland verläßt und nach Holland zum Studieren geht. Das hat sich von selbst ergeben. Ich habe mir den Tag der Offenen Tür angesehen, habe die Aufnahmeprüfung probiert und es lief alles. Jetzt habe ich seit acht Jahren den Studienabschluss hinter mir.
Melodiva: Und du bist in Holland hängengeblieben.
Ina Marée: Ich habe über drei bis sechs Ecken meinen heutigen Mann kennengelernt. Auch einen Musiker, der klassische Gitarre studiert hat. Allerdings haben wir uns nicht über die Musik kennengelernt, sondern weil er der Mitbewohner eines Kommilitonen war.
Melodiva: Seither hattest du eine ganze Menge Projekte, unter anderem die deutsche Salsa Band Havana.
Ina Marée: Ja, in der Band habe ich fünf oder sechs Jahre mitgesungen. Die spanische Sprache liegt mir sehr, und durch Chris, meinen Mann, bin ich auch an Musik von Mercedes Sosa herangekommen. Wir haben uns die Volksmusik näher angeschaut, was für Gesang und Gitarre ideal ist.
Er als klassischer Gitarrist und ich von der populären Musik treffen uns in dieser filigranen Volksmusik.
Seit langem spielen wir zusammen mit einem Percussionisten im Trio ‚Tres‘ (s. Foto), oder aber auch im Duo. Unser Programm ist ein Mix aus südamerikanischer Musik, zur anderen Hälfte besteht es auch aus eigenen Stücken, die wir mit spanischen Rhythmen untermalen wollen. Wir arbeiten weiter am Programm und planen eine Tournee durch Deutschland und die Niederlande.
Melodiva: Du unterrichtest viel an holländischen Musikschulen
Ina Marée: Ich bin an der Musikschule in Leusden, an der ich meinen Stamm an Schülern habe. Die Zusammenarbeit der Dozenten ist gut, und es werden Bandworkshops angeboten. Reihum werden wir jetzt Combokurse anbieten.
Melodiva: Stichwort Workshops: Du unterrichtest bei der Frauen Musik Woche, und `acappella‘, wie es im Programm steht, ist nicht dein Programmschwerpunkt.
Ina Marée: Ich biete eine „Vocal Group“ an. Ich bringe Arrangements für drei bis fünf Stimmen aus den Bereichen Pop und Jazz mit. Da habe ich sehr viel Lust drauf. Ich möchte – wenn die Zeit noch reicht – Latin dazunehmen. Ansonsten wird Latin sicher in den Übungen und im Einsingen vorkommen. Ich möchte so viel wie möglich abdecken. Stimmbildung, spielerische Übungen, rhythmisches mit dem Singen verbinden, zusammen singen, Intonation etc. Technisches kommt sicher nicht zu kurz. Jede Teilnehmerin soll auch eine Chance bekommen.
Melodiva: Dann viel Spaß und Erfolg auf der Frauen Musik Woche 2004 und bei all deinen Projekten. Halt uns auf dem Laufenden!
Copyright: Redaktion Melodiva
31.03.2004