Madeleine Peyroux
"The young Billie Holiday"
Eine junge Amerikanerin mit französischem Namen kommt Ende der 1980er Jahre mit ihrer Mutter nach Paris. Dort lernt sie bei einem ihrer Straßenauftritte als „gitarrenspielende Jazzvoice“ eine Gruppe amerikanischer Straßenmusiker kennen und schließt sich ihnen an.
Madeleine Peyroux‘s Bühne ist fortan für einige Jahre die Straße, bis sie Yves Beauvais von Atlantic Records bei einem ihrer Auftritte zufälligerweise hört. Er ist überwältigt von ihrer Stimme, ihrer Ausstrahlung und nimmt sie unter Vertrag. Das Ergebnis – er produziert mir ihr das Album „Dreamland“.
„Auf der Straße zu spielen, ist übrigens nicht annähernd so seltsam wie man glauben möchte. Manchmal war es etwas komisch, wenn mich jemand erkannte und es zunächst nicht glauben wollte, dass ich es wirklich bin. Aber ich habe es nie erlebt, dass die Leute darüber pikiert waren oder dass sie es gar als Image schädigend empfanden“, erzählt sie in einem Interview.
Startschuss für eine Karriere
Da war Madeleine Peyroux gerade mal 22 Jahre alt.
Die meisten Kritiker schwärmten von ihrer Rauch- und Whiskey-verhangenen Stimme, die oft mit der Billie Holidays verglichen wurde. Andere wunderten sich, dass es jemand in einem solchen Alter schaffte, die Klassiker von Holiday, Bessie Smith oder Patsy Cline so überzeugend vorzutragen, dass sie so klangen, als wären sie eigens für Peyroux geschrieben worden.
Und für das US-Nachrichtenmagazin Time galt „Dreamland“ als das aufregendste Debüt-Album einer Sängerin 1996. Das mit 200.000 verkauften Exemplaren hoch erfolgreiche Album bringt ihr Auftritte beim Lilith Fair-Festival in Montreux sowie im Vorprogramm von Sarah McLachlan und Cesária Évora ein.
Begegnung mit Nina Simone
Zu ihrem Musikerinnen-Leben auf der Straße (s. Foto) sagt Madeleine Peyroux: „Es war großartig. Ich hatte die Gelegenheit, mit fantastischen Musikern aufzutreten, und ich lernte Nina Simone persönlich kennen. Ich hätte ewig so weitermachen können, entschied mich aber irgendwann dazu, auf die Bremse zu treten und eine Auszeit zu nehmen“, erklärt sie ihren Rückzug in den folgenden Jahren.
Ganz freiwillig war ihr Abgang jedoch nicht. Bei den Aufnahmen ihres zweiten Albums verliert sie erst die Stimme, kommt dann unter die Mühlen der Label-Pleiten und –Fusionen, bis sie schließlich ohne Vertrag da steht. Sie nutzt ihre Freiheit, um zu reisen, spielt gelegentlich in kleineren Clubs und tritt auch mal auf der Straße auf.
Der Neubeginn nach langer Auszeit
Ein Mitschnitt ihres Auftritts in Montreux macht das US-Label Rounder Records auf sie aufmerksam. Mit einem neuen Vertrag ausgestattet begibt sie sich im Winter 2003 mit Joni Mitchells ehemaligem Ehemann Larry Klein in ein Studio in Los Angeles. Mit ihrem zweiten Album „Careless Love“ setzt Madeleine das fort, was so vielversprechend vor rund acht Jahren begonnen hatte. Einfach bezaubernd ist ihre Interpretation des Leonard Cohen-Klassikers „Dance Me to the End of Love“, aber auch die anderen elf Stücke des Albums stehen dem in nichts nach. „Weiterhin steht sie für das Flair der Klassiker, für eindringlichen, balladesken Sound der 20er und 30er Jahre. Alte und neue Kompositionen folgen demselben, bluesgetränkten Stil: sei es eine Countrynummer, ein Chanson oder gar ein Poplied. Sie bringt die Tradition ins Hier und Jetzt und überzeugt zu hundert Prozent. Man kann sie nicht kritisieren – man kann sie nur bestaunen, für ihren kraftvollen Ausdruck, ihren Instinkt, für ein untrügliches musikalisches Feeling“, schwärmt Katharina Lohmann von der amazon.de-Redaktion – und dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Mit dem Trio auf Europa-Tour im März
Gemeinsam mit Sam Yahel (Hammond B3/Piano) und Matt Penham (Bass) ist Madeleine Peyroux im März erstmals auf Europa-Tournee.
Sie ist am 22. März in der Centralstation in Darmstadt zu Gast – ein absoluter Tipp, sie auch mal live zu erleben.
Madeleine Peyroux-Page:
www.madeleinepeyroux.org
Discographie:
Aktuelle CD: „careless love““ (VÖ: Winter 2004 – by Rounder Records)
CD „Dreamland“ (1996 by Atlantic Records)
Copyright: Redaktion Melodiva
Autorin: Anne Breick
29.01.2005