Musikmesse Frankfurt 2006
"Musikerinnen-Suchspiel"
Scheinbar ist alles in Ordnung.
Da verzeichnet die größte Musikinstrumenten-Ausstellung der Welt Zuwachsraten und BESUCHER-Rekorde. Und genau da steckt der kleine, aber feine Unterschied im Detail. Eben Besucher – Besucherinnen sind dabei der viel geringere Anteil. Diese Musikmesse ist einfach so „MALE-dominant“, daß ich immer noch mit dem Kopf schütteln muss.
Jetzt hat doch die Musikmesse eine Vize-Direktorin. Mal sehen, ob wir mit unserem Anliegen dort auf offenere Ohren stoßen werden. Für 2007?
Hier nun der REPORT des diesjährigen Musikerinnen-Suchspiels:
Sie wurde von vielen Fotografen eingefangen, die Band aus Malmö in Schweden, die bei Sony einen Plattendeal unterzeichnete und bei MEINL am Stand am Samstag zu bewundern war.
CALAISA hießen die vier Musikerinnen und sie kamen mit feinsten Irish-Folk-POP und einer coolen nordischen Brise „Charme“daher. Sie wurden vom Publikum umringt und gefeiert. Daß sie auf so vielen Fotos in den Medien zu finden waren, bestärkt meinen Einwand um so mehr. Auch die Fotografen suchen mal andere Motive, suchen die Musikerinnen, die so selten besonders bei den „lauten Instrumenten“ (Drums, E-Gitarren) vorzufinden sind.
Meine Kollegin Patty Stucki aus Köln war da bei ihrem Spezial-Gebiet ELECTRONICS noch viel gefrusteter als ich. In der Percussion-Abteilung fand ich bei der Fa. Pearl noch eine weitere Endorserin abgebildet (neben einigen Musikerinnen am Stand der Firma Schlagwerk). Den Namen der Pearl-Endorserin konnte mir leider dort niemand verraten. So ist es eben immer noch in dieser Branche, oder verändert sich da etwas?
FEMALE BLUES HARP
Da war mal wieder eine Musikerin life zu bewundern, dieses Mal am Blues Harp Stand. Die Frankfurterin Linda Krieg, die einzige Blues-Harp-Spielerin die ich kenne, die auch öffenltich in Erscheinung tritt. Sie ist die Veranstalterin des „Frankfurter Harmonica Meeting“, ein Forum zur Musikmesse, das sie jährlich organisiert. Sie spielt am liebsten customized Harps von Tony Ramos und Marine Band deluxe. Zu sehen und zu hören auf Sessions, ist sie mit den Formationen „Good Gravy“ (akustischer Blues), „Juke Joint“ (Chicago Blues) und dem Jazz- und Bluesgitarrist Gunnar Seitz (Berlin).
Sie unterrichtet diatonische Mundharmonika und gibt Workshops. Wer mehr wissen will, clickt mal in die homepgage:
Die ACOUSTIC STAGE…
Auf der Acoustic Stage in Halle Drei (ganz oben) sind wohl die meisten der anwesenden Musikerinnen zu finden. Dieses Jahr auch wieder. Neben den Singer-Songwriterinnen: Majorie Thompson, Christina Lux, war auch das Frankfurter Duo „Friends in high places“ zu hören und zu sehen. „…Uli Pfeifer (Gesang, Bass) und Oliver Kraus (Akustikgitarren) sind kongeniale Partner und sie ergänzen sich hervorragend. Pfeifer, eine Frau die in Nullkommanichts das geheimnisvoll-charmanteste Lächeln um die Mundwinkel hervorzaubern kann, verfügt über ein ungewöhnlich dunkles Timbre in der Stimme. Voll und warm transportiert sie Eigenkompositionen des Duos über Leben, Liebe, Leidenschaft. Mit Leidenschaft an der Gitarre begleitet Kraus und kann sich als Begleitmusiker ganz auf rhythmische Vielfalt konzentrieren. Heaps Of Challenges, so heißt die Debut-CD des Duos. …“ (aus der Pressse).
RESUMÉ und Forderungen
Daß auch im Jahr 2006 zwar viele Hostessen, Servicedamen und Assistentinnen der Geschäftsführung die Hallen der Musikmesse bevölkern, aber immer noch die Show-Cases bis auf einen verschwindend geringen Anteil von männlichen Musikerkollegen bevölkert werden, entpricht absolut nicht dem Zeitgeist.
Wenn ich mich als Percussionistin und Endorserin auf meinem Instrument niederließ, waren sofort Scharen an Besuchern da. Wie viele können sie nicht glauben oder haben noch nie gesehen oder sehen immer noch viel zu selten, wie eine Frau, die ihr Instrument beherrscht, sich den Raum nimmt und auch laut und virtuos spielen kann.
Da passiert es mir schon einmal, daß mich ein übereifriger Händler eine halbe Stunde über die Neuheiten eines Percussion-Instrumentes vollquatscht und ich ihn nur stoppen kann, indem ich ihm das Instrument aus der Hand nehme und spiele. Dann erst endet abrupt der Redeschwall und es wird das gewünschte Fachgespräch daraus. Passiert das Kollegen auch so?? Das würde mich mal interessieren.
In diesem Sinne fordere ich die Macher und Macherinnen der Musikmesse auf, sich doch mal mit uns Musikerinnen zusammenzusetzen und ein Konzept für die ZIELGRUPPE MUSIKERIN zu entwerfen. Das wäre innovativ und würde die Zuschauerzahlen noch einmal nach oben schnellen lassen, darauf wette ich meinen „fettesten Groove“. Wir haben noch viel zu tun, packen wir es an!
Text: ANNE BREICK – Frankfurt
Ein ganz kleiner Ausflug in Elektronische Gefilde
mit Patty Stucki – Köln:
Aus den Electro Hallen gibt es dieses Jahr gar nicht so viel zu berichten. Keine wirklichen Revolutionen bei Hard- und Software, und – leider – auch keine Massen an Musikerinnen auszumachen. Die einzige Ausnahme war Tania Mann, die am Stand von M-Audio / Ableton performte. Ableton gewann übringens den diesjährigen MIPA- Award der Kategorie „beste DJ Software“.
Copyright: MELODIVA
29.04.2006