Feist

who's that girl ?

Auf ihrer Worldtour legt Feist am 1.6. in Frankfurt einen Zwischenstopp ein: zum einzigen Konzert in Deutschland.
Vorher tritt sie in Kanada, Australien, USA, England und Italien auf und danach geht’s weiter nach Frankreich, Spanien und Portugal. Eigentlich ist sie seit 2000 ständig unterwegs und mit jedem Jahr wird sie berühmter. Wie hat sie das geschafft?

Angefangen hatte alles, als zwei Schulfreundinnen sie fragten, ob sie nicht Lust hätte, in ihrer Band zu singen. Leslie Feist wuchs im kanadischen Calgary auf, wie sie sagt, in keiner besonders musikalischen Familie. Ihr Vater malte und es gab nur ein paar Alben Zuhause, auch sie selbst hatte keine eigene Plattensammlung. Da sie als Kind aber ständig vor sich hin sang, steckte ihre Mutter sie in einen Chor. Das wussten die beiden Freundinnen, die sie im Alter von 15 Jahren ansprachen, aber ausschlaggebend war wohl auch Leslies damalige punkige Aufmachung.

Die Band der drei Mädels wurde vervollständigt durch einen Jungen an den drums und nach zwei Jahren Proben war es soweit: Ihre Band „Placebo“gewann den Schul-Bandwettbewerb und kurz darauf auch noch den „Battle Of The Bands“ ihrer Stadt.

Mittlerweile waren die vier 18 Jahre alt und durch ihren Erfolg angespornt, gingen sie auf abenteuerliche Tour durch Kanada und spielten viele Gigs als Vorband einer Metalband. Leslie Feist bekam daraufhin Probleme mit ihrer Stimme und als sie wieder zu Hause in Calgary war, bekam sie keinen Ton mehr raus.

Die Folge war ein striktes Gesangs-Verbot und so orientierte sie sich neu. Sie beschloss, nach Toronto zu gehen und sich mehr mit der Gitarre und ihrem Vierspur-Rekorder zu beschäftigen. Ihr musikalischer Stil änderte sich von Punk zu leiser Gitarrenmusik, gleichzeitig spielte sie aber auch als Gitarristin in einer Rock-Band.

Da sie es gar nicht gewohnt war, alleine zu singen und mit 15 Jahren ihre Stimme auch gar nicht kannte, sagt sie heute, hatte sie zunächst versucht, viel lauter und voluminöser zu singen, um wie ein Junge in einer lauter Rock- und Punkband zu klingen. Erst in Toronto, entdeckte sie ihre eigene Stimme, was „ein langwieriger Prozeß“ war.

Während dieser Zeit lernt sie auch die acht Jahre ältere Musikerin Peaches kennen. Die beiden wohnen in einer WG. Leslie spielt in der Rock-Band, während Peaches tagsüber Kindern Musikunterricht gibt und abends an dem Album arbeitet, das ihr später unter dem Titel The Teaches Of Peaches den Durchbruch verschaffen wird. Hier beginnt Leslies Karriere als Mitstreiterin auf den Alben anderer Leute. Es sollen später Gastauftritte auf den Alben von Gonzales und den Kings Of Convenience folgen. Sie steht mit Peaches in Toronto auf der Bühne und begleitet sie auf Tour nach Europa. Dort geht sie 2000 auch mit Gonzales auf Tour.

Um den langen, kalten kanadischen Winter zu überstehen, gründet sie 2001 mit einigen Freunden die Band Broken Social Scene. Das Ziel ist, einen Monat später eine Show zu spielen. Daraus entsteht dann doch ein komplettes Album: „You Forgot It In People“ wird 2003 veröffentlicht. Eine größere Tour durch die Vereinigten Staaten folgt.
Im Winter 2002/2003 ist Leslie Feist wieder mit Gonzales auf Europatournee. Dabei beginnen die beiden, gemeinsam Stücke aufzunehmen. Zunächst kommen Coverversionen in der ruhigen, eigenwilligen Art Feists aufs Band. Dann beginnt sie, sich auch an ihre eigenen Songs heranzutasten: Gonzales hilft Leslie, die Melodien, die sie schon einmal auf einer Demo-CD eingespielt hatte, etwas einfacher und klarer zu machen. Aus dieser Zusammenarbeit entsteht das Album „Let It Die“, das 2004 in die Läden kommt: Ein himmlisches Album, das es vom Geheimtipp zu einem mehr als 400.000 Mal verkauften Bestseller schafft. Auf „Let It Die“ gelingt Feist das Kunststück, mit fragilen Eigenkompositionen genau so überzeugend zu klingen wie mit ihren Coverversionen von Ron Sexsmith oder den Bee Gees.

Der überragende Erfolg ihres Albums „Let It Die“ verwandelt ihr Leben in eine nicht enden wollende Reise: 33 Monate tourt sie ununterbrochen mit ihren Songs durch die Welt. Offiziell wohnt sie in Toronto und Paris, aber seit drei Jahren lebt sie praktisch nur noch aus dem Koffer. „Ich bin inzwischen wie eine Katze. Ich kann überall schlafen“, sagt sie.
Im Frühjahr 2007 erscheint ihr letztes Album „The Reminder“, für die Aufnahmen lädt die Sängerin befreundete Musiker in die La Frette-Studios am Rand von Paris ein. Sehr entspannt lebt dort die Musik-Kommune zusammen und spielt quasi im Wohnzimmer 13 neue Songs aus Feists Feder ein. Die klingen zwar deutlich gitarrenlastiger als auf „Let It Die“, die Lust am Experiment, an ungewöhnlichen Sounds und Rhythmen aber hat die heute 32-Jährige nicht verloren.

Sie selbst sagt zu diesem Album „The Reminder“ („Die Erinnerung“): „Es hat keine konkrete Bedeutung. Ich mag keine eindeutigen Botschaften. Ich mag Rätsel. Musik soll rätselhaft sein. Meine neuen Songs können den Hörer an etwas erinnern. Aber ich bestimme nicht, an was. Ich würde nie jemandem vorschreiben, wie er meine Musik zu verstehen oder zu deuten hat. …
Der Erfolg von „Let It Die“ hat mir große Gelassenheit gegeben. Ich bin nicht mehr so getrieben, wie ich es vor jenem Album zehn Jahre lang war. Ich bin nun ziemlich furchtlos. Und nachdem ich so lange mit „Let It Die“ auf Tour war, war es einfach an der Zeit, neue Songs zu schreiben. „The Reminder“ ist das Ergebnis. Ich habe deutlicher als früher gespürt, wo ich musikalisch hin wollte. Es ist ein Album, das ich einfach für mich gemacht habe. Auch das gibt mir Ruhe.“

Also freuen wir uns auf das Konzert am 1.6. in der Jahrhunderthalle Frankfurt-Höchst, denn auf der Bühne schafft es Feist immer wieder, das Publikum in ihren Bann zu ziehen.
“Leslie Feist betritt mit Hut und Band die Bühne. Und gleich vom ersten Ton an erfüllt ihre Stimme das Gelände. Einfach immer wieder faszinierend, wie intim und doch raumausfüllend sie singt. (Am Ende) sind alle von diesem glückseligen Gefühl berauscht, wie es nur auf Feist Konzerten zustande kommen kann.“ – (Won Sin – Live in Brooklyn, New York 29.08.2007) Oder wie ein deutscher Journalist nach einem Konzert in Berlin schrieb: „… ein erlösend schönes, stilles und kühles Konzert.“

Feist – eine eigentümliche Mischung aus Singer/Songwriter-Pop, Folk und Avantgarde.

Quellen: laut AG, www.Universal-Music.de, www.stern.de

Aktuelle CD: The Reminder
2008 Universal

CD Let It Die
2004 Universal

Redaktion MELODIVA

www.myspace.com/feist
Autorin: Hildegard Bernasconi

29.04.2008