Ofrin
Die israelische Sängerin Ofri Brin und ihre Band
Die 25-jährige Ofri Brin, in Israel geboren und aufgewachsen, lebt seit drei Jahren in Berlin. Mit ihrer samtigen Stimme und ihrer intensiven Bühnenausstrahlung hat sie sich dort mit ihrer Band Ofrin als Geheimtipp etabliert. Gerade stellt die Band ihre neu erschienene EP „EPisode“ auf Konzerten vor, bevor die Produktion ihres zweiten Albums beginnt.
„Ich liebe es, anders zu sein.“ Ofri Brin lacht und ihre blaugrünen Augen funkeln. Dieses „anders“ ist ihr Geheimnis und ihr Kapital – sie weiß es und nichts daran ist künstlich: die Stimme anders als die weißer Jazzsängerinnen, die Songs anders als der Mainstream, das israelische Naturkind anders als der Vamp auf der Bühne.
Wenn die 24-Jährige die kleine Backstagetreppe im Café Zapata in Berlin Mitte herunterkommt, gehört die Bühne ihr. Die feuerroten Haare zum Trapez frisiert, der Teint weiß, die Lippen rot. Ganz weit im Hintergrund sind dann die fünf Musiker der Band Ofrin.
Ofrin – das sind Ofri Brin, die Sängerin und Oded K.dar, der Komponist. Ofrin – das ist Jazzpop und Soul. Dunkel, vielschichtig, geheimnisvoll, aber immer melodisch. Und Ofrin – das ist Ofris Stimme, bebend, sinnlich, grausam und zärtlich.
Vor zwei Jahren kam die Israelin nach Berlin, mitten im November. „Dieses Gesicht von Berlin ist hart: das kalte und graue“ erzählt die private Ofrin. Aber jetzt ist Sommer. Ihre Augen wandern zu Oded, ihrem ein Jahr älteren Freund und dem Kopf der Band. „Aber im Moment möchte ich nirgendwo anders sein.“ Oded komponiert die Stücke für ihre Shows, spielt Keyboard und Gitarre. Er kam bereits zwei Jahre früher nach Deutschland, wollte Tontechnik studieren, bekam aber keinen Platz – dann hat er das gemacht, was er auch in Israel am besten konnte: Musik.
Nun sind sie Ofrin – sind eine Einheit wie Feuer und Wasser – sind sich gegenseitig Spiegel und Ziel. In ihren Texten singt Ofri von Sehnsucht, Liebe und Träumen zu Odeds Klängen. Berlin ist ihnen ein bisschen Heimat und ein bisschen Abenteuer. „Unsere Wurzeln sind wie eine Brücke zwischen Deutschland und Israel“, Oded erzählt von seinen Großeltern, die aus Deutschland nach Israel ausgewandert sind. „Mein Großvater war bekannt in Berlin, er war Pianist und spielte zu Stummfilmen. Bei uns war deutsche Kultur und Lebensart immer ein Teil unseres Alltags. Meine Eltern haben mich angestachelt, nach Deutschland zu gehen. Nun bin ich hier.“ Ofri lacht: „Auch ich habe einen deutschen Großvater – der Rest in mir ist eine ziemlich bunte Mischung: tunesisch und polnisch – aber zuallererst israelisch.“
Nach der Schule ist Ofri nach New York gegangen, hat in den Jazzclubs von Greenwich Village gesungen. Dann musste sie zurück, zum Militär. „Ich habe mir ein Herz gefasst und am Wettbewerb für die Army-Band teilgenommen. Das war ein Mega-Contest – Du stehst auf der Bühne, vor Dir die Jury und hinter Dir all die anderen Bewerber, die darauf warten, dass Du patzt. Tausend Mädchen haben vorgesungen und nur 15 wurden genommen. Das war härter als ,Deutschland sucht den Superstar’. Aber ich habe es geschafft.“ Ein Pianist des Orchesters hieß Oded Kaydar.
Danach trennten sich die Wege der beiden. Ofri machte in Tel Aviv und Brigthon Musik, Oded ging nach Berlin. „Es war nicht einfach, ihn zu erobern, zweimal musste ich wieder abreisen, beim dritten Mal hat’s geklappt.“ Ofri lächelt und wirft ihre feuerrote Mähne über die Schulter.
In Berlin haben sie ihr erstes gemeinsames Album aufgenommen. „Rust and Velvet“ – Natürlich steht beides für die Farbe von Ofris Haaren und ihre samtene Stimme. Wenn sie im Café Zapata auf der Bühne steht und das Mikrofon nimmt, geht ihre sinnliche, tiefe Stimme unter die Haut. (…) „Ich singe für mich und versinke in der Musik“, sagt Ofri – „aber ich bekomme alles mit, was um mich herum passiert.“ Wenn sich im Publikum niemand traut zu tanzen, steigt sie einfach von der Bühne und holt sich einen scheuen Jazzfreund. Wenn die Musik vestummt, schwirren englische Wortfetzen durch den Raum, ein paar französische und viele italienische. Internationale Bewunderer, Studenten, junge Barhopper, für die das Zapata im Kunsthaus Tacheles ein Must ist. Eine Kunstruine mitten in Berlin, ein halb verfallenes, kaum restauriertes ehemaliges Kaufhaus, das allen Immobilieninteressen trotzt. Die Veranstalter sehen ihren Mikrokosmos gern als Symbol für eine Kunstszene im wiedervereinigten Berlin, die abseits der etablierten Szene ihren Weg sucht, die hier experimentell sein darf. Der Jazzabend mit Ofrin steht jeden Monat auf dem Programm. „Ich mag die Deutschen“, sagt Ofri, „sie sind natürlich und spontan. Wenn sie tanzen, tanzen sie. Wenn sie glücklich sind, sind sie glücklich. Auch wenn es nicht immer leicht ist, sie glücklich zu machen.“
Die Band hat es inzwischen auch in die „großen“ Clubs geschafft: in die Junction Bar und endlich ins renommierte b-flat. „Das ist eine große Ehre für uns“. Ofri ist stolz „Wer weiß, wer im Publikum sitzt und zuhört.“ Ofri und Oded schauen sich an, verraten wird aber nichts. „Natürlich arbeiten wir auch daran, über Berlin hinaus bekannter zu werden – und in anderen Städten aufzutreten.“
Für ihr nächstes Album haben Ofri und Oded acht neue Songs geschrieben. Zuhause in der kleinen drei-Zimmer-Wohnung am Rand des Prenzlauer Bergs. Ein bisschen Bohème mit dem Holzofen, der das Wasser für die Dusche heizt und den schiefen Wänden. Hier sind die Häuser von den Spekulanten vergessen worden – hier bieten auch die Mieten Raum für Kreativität und Dynamik – was Berlin zum Magneten für Künstler aus vielen Ländern macht. „Wir entdecken immer neue Geheimnisse in Berlin“, sagt Ofri. Und Inspiration findet sie hier auch: Im Radio hat Ofri unlängst einen alten Song der israelischen Gruppe Chocolate, Menta, Mastik gehört: „Komm heut zu mir“. In ihren Augen blitzt es: „Mal sehen vielleicht gibt’s in unserer nächsten Show eine Überraschung – auf Deutsch.“
Mit freundlicher Genehmigung von „Deutschland“ magazine/Juni/Juli 2006/Astrid Steinmeyer.
© Deutschland magazine www.magazine-deutschland.de
Ergänzung der Redaktion:
Das Jahr 2007 war sehr erfolgreich für die Band, zu der neben Oded Kaydar vier weitere deutsche MusikerInnen gehören: Marco Bruckdorfer, Dirk Homuth, Sven Mühlbradt und Susanne Ocklitz. Mit zahlreichen Auftritten in renommiertesten Clubs sowie einer grandiosen Israel Tournee konnten Ofrin ihre Bekanntheit über die Grenzen Berlins steigern und gelten als Geheimtip des Avantgarde Pop.
www.ofrin.com
www.myspace.com/ofrin
Ofrin on tour:
Dec 13 2007 Prinzenbar, Hamburg
Jan 5 2008 b flat, Berlin
Feb 7 2008 Quasimodo, Berlin
Infoline: Redaktion MELODIVA im
FMB – FRAUEN MUSIK BÜRO – Frankfurt/GERMANY
+49 (0) 69-49 60 848 .
14.12.2007