Nora Benamara

“Amnesia“

Die Deutsch-Französin Nora Benamara hat mit „Amnesia“ ein neues Quartett-Album in der Jazz Thing-Albumserie „Next Generation“ veröffentlicht. Die Kompositionen entstanden während der Corona-Pandemie, als alles stillstand. Es sind die „vergessenen, verschlafenen Anteile“ ihrer selbst, die Benamara mit den neuen Songs entdeckt. Das Titelstück malt ein eindrucksvolles Bild von einer Frau, die viele Jahre gefangen gehalten wurde, „in umzäunten Gärten, wo sie keinen Platz hatte, sie selbst zu sein“, dann aber aus ihrem Grab aufersteht und sich entfaltet. Schön auch ihr Bild vom „Girl Of The Tree“, das so hoch in den Himmel ragt, dass es nicht gefangen werden kann und im Herzen wild bleibt. In ihren poetischen Texten sucht sie neue Möglichkeiten in „dunkelblauen Kontemplationen“, wandert auf der Suche nach einer „Heimat auf Erden“ umher, sucht die „Geister der Alten“, gar eine Utopie und ihre eigene Bestimmung darin. Mit ihrer schönen, geschulten Stimme unternimmt sie ausgedehnte Streifzüge und malt lang mäandernde Gesangslinien. Man kann die Zeit vergessen bei diesen englisch- und französischsprachigen Songs, die sie aber nur so weit ausgearbeitet hat, dass sich Olga Reznichenko (Piano), Lorenz Heigenhuber (Bass) und der Schlagzeuger André van de Heide mit ihren Persönlichkeiten und Improvisationen einbringen konnten.

CD, 2024, 9 Tracks, Label: Double Moon Records

Mane Stelzer

28.09.2024