Weinert/Weber/Voltz/Lefebvre
“Nachtwind“
„Ihr fragt nach dem Geheimnis des Todes. Wie könntet ihr es jemals begreifen, wenn ihr es nicht im Herzen des Lebens sucht? Denn eins sind Leben und Tod, so wie der Fluss und das Meer eins sind.“ (Khalil Gibran, Der Prophet) Als die Jazzgitarristin und Komponistin Susan Weinert 2020 viel zu früh starb, hinterließ sie eine Reihe teils noch kurz vor ihrem Tod entstandener Werke. Ihr Mann und Mitmusiker brachte nun dieses ihr Vermächtnis heraus: Violine, Piano, Schlagzeug und Bass bilden einen nachdenklichen Kosmos – oft ruhig, meditativ, mit lebendigen, kraftvollen Eruptionen („Der Augenblick“, „Die Endlichkeit“). „Der Fluss“ beginnt perkussiv, Paukenschläge schaffen eine bedrohliche Grundstimmung, Röhrenglocken deuten eine zarte Melodie an. Die nächsten beiden Stücke strahlen eine positive Grundstimmung aus: rhythmischer Duktus, fröhliche Violine. Flankiert wird die Musik von einem aufwändig gestalteten Booklet mit nach den Kompositionen geschaffenen Gemälden.
Einen Partner mitten im Leben zu verlieren ist unerträglich. Wenn es noch dazu der musikalische Lebenspartner ist, umso schlimmer. Sehr tröstlich, wenn man seine Trauer, Liebe und Dankbarkeit in so einem Opus darstellen kann. Und man es schafft, die eigene Tragik als notwendigen Teil der menschlichen Existenz zu begreifen, sie zu sublimieren, wie hier geschehen. Und uns damit ein wunderschönes Werk zu schenken.
CD, 2024, 8 Tracks, Label: Toughtone
Fee Kuhn05.06.2024