Umfrage zu Machtmissbrauch an Musikhochschulen
In einer Umfrage, bei der wir 2014 mit Musikstudentinnen gesprochen haben, berichteten einige von einer eher unguten Lernatmosphäre, Beleidigungen und sexistischen Bemerkungen. Eine neue Umfrage zu Machtmissbrauch und psychischer Gewalt an Musikhochschulen zeigt nun, dass immer noch dringender Handlungsbedarf besteht. Die Initiative stammt vom Studierendenrat der Musikhochschule Weimar, dem immer wieder Vorfälle zugetragen worden waren, sodass dieser sich schließlich zu einer größeren Umfrage entschloss. Das Ergebnis war, dass 108 Studierende in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Region) von Juni bis Oktober 2023 414 Vorfälle anzeigten. Der Großteil der Befragten war 19 bis 30 Jahren alt und weiblich (78 Prozent).
Verschiedene Studierendenvertretungen haben daraufhin einen Forderungskatalog erarbeitet und bereits Ende letzten Jahres an die Hochschulleitungen der 24 RKM-Mitgliedshochschulen geschickt. Dieser soll übergriffiges, unangemessenes und missbräuchliches Verhalten an Musikhochschulen zukünftig verhindern. In ihren elf Forderungen setzen die Macher*innen vor allem auf Sensibilisierung. Lehrkräfte seien oft Koryphäen an ihrem Instrument, hätten aber keine pädagogische Ausbildung. Es brauche Weiterbildung, aber auch die Möglichkeit für Studierende, sich bei unabhängigen Stellen zu beschweren, ohne Angst haben zu müssen, dass es die Karriere erschwert. Gefordert werden auch regelmäßige und unabhängige Evaluationen von Lehrveranstaltungen, damit sichtbar wird, wenn es Probleme gibt.
Der Vorstand der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen (RKM) zeigte sich betroffen über die Ergebnisse der Umfrage der Initiative und arbeitet bereits an einem eigenen Positionspapier, welches neben einer Skizzierung der aktuellen Situation auch Zukunftsperspektiven und Handlungsempfehlungen für die Musikhochschulen aufzeigen soll. Die Finalisierung und Verabschiedung dieses Papiers sowie die Abstimmung über koordinierte Maßnahmen der RKM-Hochschulen stehen auf der Agenda für die RKM-Sommerkonferenz im Mai.
Mehr dazu weiß die taz.